Lesen Sie hier Teil 1, Teil 2 und Teil 3 von „Beginn“
Also erst einmal den Rucksack auspacken, über die Zusammenhänge würde ich auch noch später nachdenken können. Trotzdem blieb ein mulmiges Gefühl, was nur hatte mich hierher in den Shaolin Tempel China getrieben? War das für einen Freizeitsportler nicht viel zu ambitioniert? Auf der Herfahrt kam ich an unzähligen Kampfsportschulen vorbei, sah sicher Zehntausende (wenn nicht mehr) Schüler, in Reih und Glied beim Training, flexibel und schnell, mit einem gänzlich anderen Körperbau wie ich, klein und flink, ich groß und kräftig.
Die jungen Männer trainierten den ganzen Tag, ich schaute ihnen stundenlang zu, auf und ab liefen sie Bahnen, übten Schläge, Tritte, Feger, Griffe, Kraft und Ausdauer. Und jetzt komme ich hierher, ein typischer deutscher Freizeitsportler, drei mal Training die Woche, zwischen Schule, Universität und Arbeit, mehr Zeit war einfach nicht drin. Ganz anders die fleissigen Chinesen, ca. 9 Stunden trainierten sie am Tag, das schaffte ich nicht einmal in der Woche. Was hatte mich nur geritten? Wie kam ich auf die blöde Idee in den Shaolin Tempel zu fahren, dort bei den Mönchen Kung Fu zu lernen? Was für eine Selbstüberschätzung.
Was ich zu dieser Zeit nicht wußte war, dass der Tempel eigentlich für alle „normalen“ Schüler tabu war, dass nur Mönche und Novizen hier Aufnahme fanden (und finden). Das sollte ich erst deutlich später herausfinden, zur Zeit meiner „Aufnahme“ im Tempel war mir dies überhaupt nicht bewußt. Welch Ehre mir hier zuteil wurde, das war mir keinesfalls klar. Nach den normalen Regeln hätte ich „nur“ in eine der Schulen aufgenommen werden dürfen, keinesfalls im Tempel. Nachdem ich allerdings nach langer Abschottung des Landes einer der ersten Interessenten war, schien ich wohl ungewöhnlich und interessant.
Ich hatte meine wenigen Dinge schnell verstaut, da forderte mich mein neuer Freund auf mit ihm mitzukommen. Es ging durch den Haupteingang hinaus auf den Tempelweg, der über und über mit Ständen vollgepackt war. Kilometer auf Kilometer mit kleinen Geschäften, hauptsächlich Essen und Souvenirs, es war laut und voller fremder Gerüche. Shi Yan Zi kaufte an einem Stand Süßkartoffeln, am anderen eine klebrige Süßigkeit, wir verschlungen alles hungrig im Gehen. Dann liefen wir durch die Gegend, hielten hier und da, der Mönch redete mit vielen Menschen, er schien sehr gut bekannt zu sein, klar, er war der Einzige mit einer solchen Kleidung. Die Touristen waren auch schon lange weg, die Gegend wirkte nun ruhig und friedlich, an manchen Ecken hörte man noch buddhistische Lieder vom Band, es kam eine zauberhafte Stimmung auf, fast magisch, so kam mir mein erster Abend vor. Langsam schlenderten wir zurück in den Tempel, die einfache Glühbirne im Zimmer gab kaum Licht, wir gingen schnell zu Bett. Ich in meinen Schlafsack, den ich auf das Gestell packte, der Mönch zog einen Trainingsanzug an, legte sich voll angezogen auf seine Matratze, deckte sich mit allen möglichen Dingen zu, es war bitter kalt, die Mönchsklause war ohne Fenster, nur etwas Zeitungspapier ersetze ein Glas, wir schliefen fast „draussen“, sichtlich mit einigen Grad im Minus.
Der Weg war und ist mein Ziel!
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Lange währt die Nacht dem Wachen, lang der Weg dem Wandermüden.
Lange wandert durch die Welten, wem Erkenntnis nicht beschieden
– Buddha – Ehrenname des Siddharta Gautama – 560 bis 480 vor dem Jahr Null
Reisen ist das beste, ja das einzige Heilmittel gegen Kummer
– Alfred de Musset – Französischer Dichter, Novellist und Dramatiker – 1810 bis 1857
Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen
– Johann Wolfgang von Goethe – Deutscher Dichter, Dramatiker, Naturforscher und Politiker – 1749 bis 1832
Das Reisen dient in jüngeren Jahren der Erziehung, in reiferen der Erfahrung
– Francis Bacon (1. Viscount St. Albans, Baron von Verulam) – Englischer Philosoph, Jurist und Staatsmann – 1561 bis 1626
Reisen veredelt den Geist und räumt mit unseren Vorurteilen auf
– Oscar Wilde (eigentlich Oscar Fingal O’Flahertie Wills) – Irischer Lyriker, Dramatiker und Bühnenautor – 1854 bis 1900
Auf Reisen bringe nicht dein ganzes Leben hin! Du reisest nur, und lernst nur etwa Lügen sprechen. Auf Reisen sieht man Oberflächen, und fliegt darüber hin
– Pythagoras von Samos – Antiker griechischer Philosoph – 570 bis 510 vor dem Jahr Null
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