Samstag, Juli 27, 2024
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Die Wut

Es geht die Geschichte von einer Frau, die immer wieder entsetzlich wütend wurde, die damit ihre ganze Familie belastete, die allen Leuten vor den Kopf stieß.

Ihr Verhalten war unerträglich, boshaft, voller Aggressionen.

Immer wieder brach die Wut aus ihr heraus, verletzte die Gefühle aller in ihrer Umgebung.

Ihr Benehmen wurde zu einer Bürde für alle Beteiligten, aber am meisten litt die Frau selbst unter ihren Wutausbrüchen.

Ein Familienmitglied war Buddhist, er sprach mit den Mönchen des Tempels im Umfeld ihres Hauses, der Abt sagte, man solle die Frau bringen, wenn sie selbst einverstanden damit seie, sich seinem Wort unterzuordnen. Gesagt, getan, das Familienmitglied ging nach Hause zurück, die Familie besprach die Angelegenheit, und die Frau war auch einverstanden, da sie sehr unter ihrer furchtbaren Wut litt.

Als die Frau im Tempel ankam sperrte der Abt sie einfach in ein schäbiges Zimmer, in dem nur ein Bett und ein Stuhl war, dort überließ er die Frau sich selbst. Er sagte ihr noch bevor er die Tür schloß, dass sie erst dann wieder heraus dürfe, wenn sie die Ursachen ihrer Wut verstanden hätte.

Schon nach kurzer Zeit wurde die Frau wütend, zuerst auf das Familienmitglied, das die Idee hierfür hatte, dann auf den Tempel, auf den Abt, der ihr dies angetan hatte, schließlich aber ganz auf sich selbst, da sie die Ursache für ihre missliche Lage ja selbst in sich trägt.

Nach einiger Zeit verging das Gefühl, sie dachte weiter nach. Etwas später kam das Wutgefühl zurück, die Emotion packte sie erneut, riss sie fast auseinander, dann verging die Wut, so wie sie kam, so ging sie weg.

Als am Abend etwas zu essen unter der Tür durchgereicht wurde verfiel sie in unbändige Wut, in dem kalten, schäbigen Zimmer, sie, die doch „etwas besseres“ sei. Die Wut kam, die Wut ging, sie wurde immer weniger, bis sie nach vielen Tagen ganz wegblieb. Sie war sehr überrascht, ein Tag ohne Wut, wie schön dies doch sein kann.

Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete der Abt eines Tages die Zellentür, lächelte sie an und fragte, wie es ihr denn gehe, ob die Wut sich denn gelegt habe.

Die Frau antwortete glücklich: „Ja, ich habe eingesehen, dass ich auf mich selbst wütend war, mir durch diese Emotion nur selbst schade, wenn alle in meiner Umgebung böse auf mich sind. Jetzt kann ich mich an meine schlechten Gefühle nicht einmal mehr richtig erinnern“.

Der Abt strahlte, sagte der Frau, dass er sich mit ihr freue, lud sie in seine Klause auf eine Tasse Tee ein. Als er ihr einschenkte, da fragte er sie: „Frau, glaubst du, dass nochmals Wut in dir entstehen kann?“

Genau in diesem Moment schlug er der Frau die Tasse Tee aus der Hand, als sie gerade davon trinken wollte. Die Tasse schlug am Boden auf, die Frau blickte verwundert.

Erst in diesem Augenblick verstand die Frau, sie erwachte aus ihrer Krankheit.

 

Niemals in der Welt hört Hass durch Hass auf. Hass hört durch Liebe auf

Buddha – Ehrenname des indischen Philosophiestifters Siddhartha Gautama – 560 bis 480 vor dem Jahr Null

Der Kern des Staates besteht aus Wut und Gier

Sunzi – Chinesischer General und Militärstratege – 543 bis 495 vor dem Jahr Null

Geh nicht sanft in diese gute Nacht. Wut, Wut gegen das Sterben des Lichts

Dylan Thomas – Walisischer Dichter – 1914 bis 1953

Meine Zunge wird die Wut meines Herzens erzählen, oder mein Herz, das es verbirgt, wird brechen

William Shakespeare – Englischer Dramatiker, Lyriker und Schauspieler – 1564 bis 1616

Moralische Empfindungen wie Wut, Schuld oder Vergebung gehen auf neuronale Mechanismen zurück, die entstanden sind, um die Zusammenarbeit in der Gruppe zu ermöglichen. … Gefühle sind somit nicht das Gegenteil von Vernunft – sie verkörpern evolutionäre Rationalität

Yuval Harari – Israelischer Historiker – geboren 1976

Halte immer den Kopf hoch und lass die Fäuste unten. Ganz gleich, was man dir sagt, lass dich nicht in Wut bringen. Versuche zur Abwechslung einmal mit dem Kopf zu kämpfen… er ist ganz gut beieinander, auch wenn er nicht lernen will

Harper Lee – US-amerikanische Schriftstellerin und Pulitzer-Preisträgerin – 1926 bis 2016

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