Donnerstag, Dezember 19, 2024
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Beginn

Es war ein langer Weg bis zu dieser Bank, die für die Besucher des Shaolin Klosters unter den Bäumen vor den Gebäuden aufgestellt war. Gerade dem monumentalen Eingangsbereich gegenüber, mit direktem Blick zur Tempeltür, eine beeindruckende Aussicht. Hierher wollte ich, jetzt saß ich genau davor, das weltberühmte Kampfsportkloster, Mittelpunkt so vieler Kung-Fu Filme mit fliegenden Mönchen, unglaublicher Technik und fast übermenschlichen Leistungen, frei von Schmerzen, die buddhistischen Kampfkünstler also zum Greifen nahe.

Jetzt, am Ziel meiner Reise, verließ mich der Mut, die Zweifel kehrten zurück, unüberhörbar meldete sich mein nerviges Ego, kritisierte meinen gesamten Entschluss. Rainer, was machst Du hier, wie blöde bist Du überhaupt, wie kommst Du nur auf diese völlig bescheuerte Idee, Du im Shaolin Tempel, Kampfsport von den Mönchen willst Du lernen, die zerreißen mich doch in der Luft, gegen solche Kampfmaschinen hast Du doch keine Chance. So, oder so ähnlich, mein Ego drehte seine Kapriolen, suchte weiter nach Gründen, warum ich doch besser wieder abreisen sollte. Immer weiter zog ich den Kopf ein.

Um mich herum wuselten unendlich viele Touristen, die meisten Chinesen, unter farbigen Flaggen versammelten sich riesige Reisegruppen, immer einem Führer folgend, die jeweils in ein Megaphon blöckten, unverständliche Laute, unbekannte Gerüche, ich wollte plötzlich weinen, ich hatte auf einmal richtige Angst. Wahrscheinlich auch vor meiner eigenen Courage. Wie bin ich nur hierher gekommen, was hat mich da geritten?

Aber wenn ich schon einmal da bin, dann könnte ich mir doch wenigstens das Kloster einmal ansehen, vor ich jedenfalls mit eingezogenem Schwanz dann wieder nach Hause fahren würde. Die mühevolle Anreise hätte sich ja sonst nicht im entferntesten gelohnt, und ein paar Bilder könnte ja auch machen, wie gesagt, wenn ich schon einmal da bin, den Moment der Schande dann wenigstens auskosten, damit ich mich an die Schmach immer erinnern kann.

Mit bleiernen Gliedern stand ich auf und schleppte mich zum Eingang, wo die Menschenmassen waren, mit Ticket und Regenschirm bewaffnete Kulturtouristen, der Shaolin Tempel war und ist auch bei den Chinesen selbst eine Attraktion, die jedes Jahr Millionen an Schaulustigen anzieht. Ich stellte mich in die Schlange um ein Ticket zu erwerben. Als ich so ruhig dastand, da ergriff mich wieder diese immense Ehrfurcht, der Shaolin Tempel China, im heiligen Berg Song Shan gelegen, die Wiege des Kung Fu.

Hierher wollte ich, jetzt stand ich an der Tür, mit vollen Hosen, der Mut gekühlt, Rainer, wie bist Du nur auf diese Idee gekommen?

Heute weiß ich: Dieser Weg war mein Karma!

 

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Gut zu reisen ist besser als anzukommen

Buddha – Ehrenname des Siddharta Gautama – 560 bis 480 vor dem Jahr Null

Eine lange Reise hört nicht am Ziel auf. Ein Stück von uns wird im Geiste immer weiterreisen

Andreas Bechstein

Leute, die alles bedenken, ehe sie einen Schritt tun, werden ihr Leben auf einem Bein verbringen

Anthony de Mello – Jesuitenpriester und spiritueller Lehrer – 1931 bis 1987

Zögere nie, weit fortzugehen, hinter alle Meere, alle Grenzen, alle Länder, allen Glaubens

Amin Maalouf – Libanesisch-französischer Schriftsteller – geboren 1949

Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben

Alexander von Humboldt – Deutscher Forschungsreisender – 1769 bis 1859

Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu verlieren

André Gide – Französischer Schriftsteller – 1869 bis 1951

 

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