Wir alle versuchen am Ende nur, unser Selbst irgendwie zu ertragen. Wir sind alle verletzlich, sehr bedürftig, voller Ärger und Wut, aber auch erfüllt von Scham.
Bis heute fühlen wir uns nicht ausreichend geliebt, wir alle leiden unter den selben Dingen, die uns der große Lehrer als nutzlos aufgezeigt hat. Es gibt keine Gerechtigkeit auf dieser Welt, schon gleich nicht in diesem Universum, und eine Wahrheit gibt es auch nicht, nur die unzähligen subjektiven Empfindungen, die wir als wahr empfinden, aus denen wir dann „unsere“ Wahrheit „stricken“.
Wer ehrlich zu sich selbst ist der wird zugeben müssen, dass unsere menschliche Existenz nur schwer zu ertragen ist. Zuerst einmal die große Ungewissheit, was nach dem Tod kommt, gibt es ein Leben danach, was passiert mit „mir“, komme ich in den Himmel, in die Hölle, werde ich wieder geboren, oder war es das nach meinem Abgang. Und dann die Tatsache, dass wir altern, krank und häßlich werden, vielleicht auf Pflege angewiesen sein könnten, die Aussichten sind für sich genommen nicht wirklich begeisternd. Weiterhin die Gefahren, die auf dem Lebensweg lauern, die wir ertragen und erdulden müssen, die menschliche Existenz ist nur schwer zu ertragen.
Ganz anders aber stellt sich die Lage für diejenigen unter uns dar, die der Lehre Buddhas folgen, entweder als „Wohlfühl-Buddhisten“, oder als bereits Erwachte. Die Philosophie des indischen Prinzen hilft uns sehr, unser Selbst zu ertragen (und damit zu tragen), denn nichts können wir am Resultat ändern, alles ist so, wie das Karma es vorgibt. Klar, das Karma haben wir in vorangegangenen Inkarnationen erworben, also trifft uns (heute) keine Schuld. Ausserdem ist es verbunden mit dem Schicksal der Menschen um uns herum, mit dem Karma des gesamten Universums.
Wir müssen lernen uns selbst zu ertragen, wir dürfen nicht ungehalten über unser Selbst sein, nicht unser Spiegelbild hassen, wir müssen alles und jeden in unserem Leben akzeptieren, denn wir haben ja eh keine Wahl. Dann können wir auch unseren Weg in Ruhe und Frieden gehen. Solange wir allerdings im abendländischen Konzept von Schuld und Sühne verfangen sind, solange wird sich kein „Erwachen“ einstellen können, denn aus dieser Geisteshaltung heraus ist das Selbst eben nicht zu ertragen.
Wir können und müssen uns von den alten Denkmustern lösen, der Philosophie des Lehrers aller Lehrer folgen, uns von subjektiven Empfindungen lösen. Denn nur dann, wenn wir uns mit der Angelegenheit beschäftigen, nur dann können wir die Zusammenhänge verstehen.
Und der Weg ist und bleibt das Ziel!
Wer der Wandrung Ziel erreicht hat, des Leides frei, nach langem Warten, der steht frei, alle Fesseln sind gefallen
– Buddha – Ehrenname des Siddharta Gautama – 560 bis 480 vor dem Jahr Null
Über das Ziel hinausschießen ist ebenso schlimm wie nicht ans Ziel kommen
– Konfuzius (latinisierter Name für Kongfuzi, K’ung-fu-tzu, Meister Kong, eigentlich Kong Qiu, K’ung Ch’iu) – Chinesischer Philosoph – 551 bis 479 vor dem Jahr Null
Am Ziel deiner Wünsche wirst du jedenfalls eines vermissen: dein Wandern zum Ziel
– Marie von Ebner-Eschenbach (Marie Freifrau Ebner von Eschenbach) – Österreichische Erzählerin, Novellistin und Aphoristikerin – 1830 bis 1916
Alles mit Maß und Ziel!
– Johann Wolfgang von Goethe – Deutscher Dichter, Dramatiker, Naturforscher und Politiker – 1749 bis 1832
Nicht jedes Ende ist das Ziel. Das Ende der Melodie ist nicht deren Ziel; aber trotzdem: hat die Melodie ihr Ende nicht erreicht, so hat sie auch ihr Ziel nicht erreicht. Ein Gleichnis
– Friedrich Nietzsche – Deutscher Philosoph, Essayist, Lyriker und Schriftsteller – 1844 bis 1900
Der Schritt ist mehr als das Ziel
– Victor Auburtin – Deutscher Journalist und Schriftsteller – 1870 bis 1928
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