Heute war ich im Krankenhaus, meine Mutter liegt da.
Sie hat heute eine „neue“ Zimmernachbarin bekommen, was ich nicht wusste. Als ich die Tür aufmachte sah ich die Dame sofort, ihr wirklich schlechter Zustand war mit den „Händen zu greifen“. Sie röchelte und pfiff bei jedem Atemzug, ihre vor Entsetzen geöffneten Augen waren hart zu ertragen, ihr Mund stand weit offen, wollte das Leben aufsaugen. Ich war im ersten Moment wie versteinert, fasste mich und ich grüßte höflich und bemüht.
Als ich weiter ins Zimmer kam sah ich eine andere Dame, die (auch auf den ersten Blick ersichtlich) ihre ganze Liebe und Aufmerksamkeit der kranken Frau gab, ich war (schon wieder) schwer beeindruckt.
Sichtbar berührt setzte ich mich zu meiner Mutter, verkrampft fingen wir unsere übliche Unterhaltung an, uns lag die Situation auf dem Gemüt. Wir flüsterten uns zu, der Bedeutung des Augenblicks bewusst, beeindruckt und kleinlaut, unsere Sorgen waren plötzlich nichtig und klein. Wahrscheinlich war dieses Gespräch mit meiner Mutter das beste, das wir jemals hatten, ohne Rolle, ohne Wollen, der Vergänglichkeit bewusst.
Beeindruckend war das Verhalten der zweiten Frau, wohl eine private Pflegekraft, die aufopfernd abwechselnd die Füße, die Hände und die Haare der Schwerkranken tätschelte. Meine Mutter und ich waren schwer beeindruckt von der „greifbaren“ Liebe, die hier freimütig gegeben wurde. Ich dachte bei mir: „So kann man abgehen, so nimmt man Liebe mit“.
Aber das Gesicht dieser Frau im Augenblick der allerhöchsten Not, das werde ich nicht vergessen, das war das pure Leiden in einer Form, die wir nur selten sehen, haben wir doch das Entsetzen „ausgelagert“, einzelnen Berufsgruppen übertragen (die wir dann auch noch mies behandeln und bezahlen).
Das Leiden ist so abstrakt, weil wir immer nur theoretisch davon reden, wenig mit dem „Altwerden“ zu tun haben wollen. Wenn „wir“ aber auf einen Schlag mit solchen Dingen konfrontiert werden fällt uns das Schicksal „auf die Füsse“.
Nicht über das Sterben zu reden, die Angelegenheit „auszulagern“, das ist schwach, denn wir wissen, dass alles so kommt, wie es kommen muss.
Ich für meinen Teil mache mir viel Gedanken um meine Vergänglichkeit, mein Karma und meine Energie. Dieser Tag im Krankenhaus, der hat mein Leben sehr beeinflusst, der starke Eindruck, den dieser Moment auf mich hatte, der hält an. Nachtrag: Auch, weil ich am nächsten Morgen erfahren habe, dass die Frau in der Nacht verstorben ist. Meine Gedanken waren bei ihr.
Der Weg ist das Ziel!
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Allzeit späht der Mensch nach Zuflucht, sich in seiner Angst zu bergen, flieht zum Schutz der heiligen Haine, flieht zu Wäldern und zu Bergen
– Buddha – Ehrenname des indischen Philosophiestifters Siddhartha Gautama – 560 bis 480 vor dem Jahr Null
Das einzige Mittel, dem Entsetzen zu entgehen, besteht darin, sich dem Entsetzen zu überlassen
– Jean Genet – Französischer Romanautor, Dramatiker und Poet – 1910 bis 1986
Weh dem, der sterben sah. Er trägt für immer // Die weiße Blume bleiernen Entsetzens
– Georg Heym – Deutscher Schriftsteller, Vertreter des frühen Expressionismus – 1887 bis 1912
Und die schrecklichste Frage von allen mag sein, wie viel Entsetzen der menschliche Geist ertragen und dennoch eine wache, starre, unerbittliche, geistige Gesundheit bewahren kann
– Stephen King – US-amerikanischer Schriftsteller – geboren 1947
Wenn man das Entsetzen der heutigen Welt über die Lustmorde, besonders über Angriffe auf Kinder erfährt, könnte man glauben, dass ihr das Menschenleben und die gesunde Entwicklung des Individuums heilig wäre
– Max Horkheimer – Deutscher Philosoph und Soziologe – 1895 bis 1973
„Ah“, sagte er und spürte dabei, wie sich ein vertrautes und fast willkommenes Gefühl in ihm regte – hilfloses Entsetzen
– Terry Pratchett – Britischer Fantasy-Schriftsteller – 1948 bis 2015
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