Sonntag, Dezember 8, 2024
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Der Baum

In einem schönen Wald stand ein junger Baum, direkt am Bach schlug er tiefe Wurzeln, er hatte genug Sonne, vor ihm waren Sträucher, die ihn vor dem Wind schützten.

Ein Wanderer kam vorbei und machte genau hier Rast. Der Mann war schlecht gelaunt, hatte seine Arbeit verloren, das Leben war schwer für ihn.

Er sah den gesunden jungen Baum an, seine Laune wurde noch schlechter, er wurde „eifersüchtig“ auf den Baum, der so gute Voraussetzungen hatte, so einen wundervollen Platz einnahm; er dagegen war vom „Schicksal“ benachteiligt. Welch ein seltsames Gefühl dachte er bei sich, Neid auf einen jungen Baum!

Missmutig überlegte der Wanderer sich, wie er dem Baum „schaden“ könnte, aus Gründen die er selbst nicht verstand, er konnte das „Glück“ des Baumes nicht ertragen.

Da sah er am Ufer einen schweren Stein. Er nahm ihn und legte diesen in die Krone des Baums zwischen die jungen Äste. Ein Glücksgefühl machte sich in dem Mann breit, ein Lächeln zog über sein finsteres Gesicht, Schadenfreude ist eben die schönste Freude.

Der junge Baum ächzte unter der Last, die Äste bogen sich, aber der Stein blieb gut verkeilt in der Krone stecken.

Der Wanderer ging „befriedigt“ seines Weges.

Als Folge trieb der Baum seine Wurzeln schnell in die Tiefe, er musste, um nicht zu zerbrechen, das Gewicht ausgleichen. Aus dem jungen Baum wurde so in ganz kurzer Zeit ein wahrer Riese, der Stein fiel eines Tages ab, der Baum wurde immer größer, er hatte sich an die Situation angepasst, er konnte von seinem „Unglück“ sogar profitieren.

Jahre später kam der Wanderer wieder an dem Bach vorbei. Als er den Baum dann sah konnte er seinen Augen nicht trauen, der Stein lag abgeschüttelt darunter, der junge Baum war ein Gigant geworden, der schönste und größte Baum des Waldes stand nun an dieser Stelle. Die einstige Last hatte ihn stark gemacht.

 

Der Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung

Wilhelm Busch – Deutscher Dichter – 1832 bis 1908

 

Es liegt an uns wie wir mit „schweren Lasten“ umgehen, wachsen wir, oder werden wir daran zerbrechen?

Buddhisten wissen, dass alles schon geschrieben steht. Welche Lasten unser Leben bereit hält, und wie wir damit umgehen, das steht schon fest. Mit dieser Gewissheit können wir mit den Beschwernissen des Lebens umgehen, so wie es der junge Baum in der Geschichte tat. Wir geben unser Bestes!

Wenn unser „Karma“ schon feststeht, dann können wir auch unbeschwert handeln, es kommt so wie es kommen muss.

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