In den Bergen Asiens kam einst ein Mönch vom Fischen zurück, er hatte einen großen Fisch gefangen, wollte diesen heute ganz besonders zubereiten.
Auf dem Weg zurück ins Kloster kam er durch das Dorf, die Sonne würde bald untergehen, er wollte sich beeilen, er hielt den Fisch stolz in den Händen. Ein Mann näherte sich ihm, offenbar angetrunken ging er auf den Mönch zu, rief ihm schon von weitem zu, was er denn da trage. Der Mönch versuchte ihn zu ignorieren, da er seinen Tempelbrüdern ein leckeres Mahl zubereiten wollte, auf Unterhaltung war er nicht aus, daher beantwortete er die Rufe des Mannes auch nicht.
Als die Beiden sich näher kamen blaffte der Mann ihn an, warum er ihm nicht antworte, ob er sich vielleicht zu fein dafür wäre, ob er vielleicht gar „auf ihn herab“ schauen würde. Der Mönch versicherte ihm, dass das nicht der Fall sei, da er nur auf dem Heimweg sei, keinesfalls andere Menschen verletzen wolle.
Was er da überhaupt durch die Gegend trage, fragte der Mann. Der Mönch antwortete ihm höflich, aber bestimmt, das sei sein Abendessen, und das seiner Brüder.
Der aufgeheizte Mann sagte, dass ja nur ein Idiot einen Fisch in der Hand tragen würde, ob er denn ein Idiot wäre. Der Mönch antwortete noch immer höflich, nein, er sei kein Idiot, er habe nur nichts passendes zum Tragen dabei gehabt. Dabei fasste er den Fisch fester, er wollte ihn ja schließlich nicht in den Dreck fallen lassen.
Der Mann sah die Handbewegung des Mönches, er sagte: „Ihr wollt mich mit dem Fisch schlagen, ich habe es genau gesehen, eure Hand hat ihn stärker gegriffen, das macht ihr nur, weil ihr mich mit dem Fisch schlagen wollt. Der Mönch versicherte ihm, dass das nicht der Fall sei, er als Mönch dürfe auch niemanden schlagen.
Der Betrunkene schwatzte weiter auf den Mönch ein, dass er ihn schlagen wolle, er es „genau“ gesehen hat, er wisse um solche Dinge. Er wollte gar nicht mehr aufhören mit seinen Beschuldigungen, dem Mönch wurde es langsam zu dumm. Er fragte den Mann, ob er denn mit dem Fisch geschlagen werden wolle, so wie er sich benehme, so könnte man dies denken.
Der Mann zeterte weiter herum, in der Zwischenzeit wurden andere Bewohner auf die Situation aufmerksam, es bildete sich eine kleine Menge an Zuschauern, die sich das Schauspiel nicht entgehen lassen wollten, wann sieht man schon einmal einen Mönch im Streit mit einem Anderen?
Jetzt fing der Mann an, den Mönch weiter zu beschuldigen, er wollte ihn gar ausrauben, zuerst mit dem Fisch schlagen, dann ihm den Besitz wegnehmen. Der Mann war immer fixierter auf seine eigene Geschichte, die Situation war zum lachen. Ständig rief er, dass der Mönch ihn schlagen wollte.
Da wurde es dem Mönch zu bunt, er dachte bei sich, dass der Mann wahrscheinlich geschlagen werden will, er ihm also einen Gefallen tun würde, wenn er zuschlagen würde, und er schlug zu, mit dem Fisch, mit voller Wucht.
Der Mann blieb am Boden liegen und keifte vor sich hin: „Seht, er hat mich geschlagen, es war genau so, wie ich es sagte“!
Wissen hält nicht länger als Fisch
– Alfred North Whitehead – Britischer Philosoph und Mathematiker – 1861 bis 1947
Die Fische müssen schwimmen
– Petron – Römischer Schriftsteller – 27 bis 66
Das menschliche Leben zerfällt in zwei Hälften, in der ersten wünscht man sich die zweite herbei, und in der zweiten wünscht man sich die erste zurück
– Kuno Fischer – Deutscher Philosoph – 1824 bis 1907
Gib einem Hungernden einen Fisch, und er wird einmal satt, lehre ihn Fischen, und er wird nie wieder hungern
– Laotse – Legendärer chinesischer Philosoph – 6. Jahrhundert vor dem Jahr Null
Wenn man einen Teich ablässt beim Fischen, so fängt man freilich etwas, aber im nächsten Jahr sind keine Fische mehr da
– Lü Buwei – Chinesischer Kaufmann, Politiker und Philosoph – 300 bis 236 vor dem Jahr Null
Es ist kein Fisch ohne Gräten und kein Mensch ohne Mängel
– Julius Wilhelm Zincgref – Deutscher Lyriker, Spruchdichter und Herausgeber – 1591 bis 1635