Heute möchte ich hier eine buddhistische Geschichte aus längst vergangenen Tagen darbringen, die an Tiefe und Bedeutung schwer zu überbieten ist.
Lieber Leser, bitte stelle Dir ein Kloster in den chinesischen Bergen vor, Jahrhunderte in der Vergangenheit, ohne Annehmlichkeiten, ohne Technik, ohne all die Errungenschaften einer „modernen“ Zivilisation.
Ein junger Mönchsanwärter hatte Wasserdienst, musste über den Tag immer wieder an den Brunnen vor dem Tempel laufen, die Eimer füllen, diese dann mit einem Joch hoch zu den Gebäuden tragen. Aus welchen Gründen auch immer war ein Fisch in einem der Eimer, als der junge Mann das sah schnappte er sich den Fisch am Schwanz, schlug den Kopf über eine Kante, er schnitt das Geschöpf auf und warf die essbaren Teile in ein heiße Wärmflasche. Als der Fisch durch war gab er die Teile heimlich in seine Mönchsschale, gab Reis und Gemüse darauf und er verspeiste seinen „Fang“ genüsslich.
Im Laufe der Jahre wurde aus dem jungen Anwärter erst ein Mönch, dann sogar der Klostervorsteher. Aber an den Fisch musste er noch immer denken, das Gewissen plagte ihn sehr, er hatte gegen die Regeln verstoßen, dem Buddha auch direkt zuwidergehandelt, der die Tötung von Lebewesen ausschloß. Wenn beim morgendlichen Bettelgang ein Anhänger Fleisch oder Fisch in die Schale legte, dann war das die eine Sache, das durfte man annehmen. Aber selbst zu töten, das war eine andere Qualität der Handlung.
Jahrzehnte nach dem Vorfall mit dem Fisch hatte der jetzige Abt eine Erscheinung, er erklärte den Mönchen des Tempels, dass diese zum Sonnenuntergang in der Haupthalle sein sollten, Fragen beantwortete er keine.
In besagter Halle saß schon den ganzen Tag ein Soldat und meditierte still, in sich versunken erinnerte er mehr an eine Statue als an einen Menschen. Zu besagter Zeit, die Mönche hatten sich eingefunden, sprang der Soldat auf und fing an zu fluchen und zu schimpfen, er machte urplötzlich Bewegungen aus dem Kampf, zog sein Schwert, schlug wild um sich.
Die Mönche waren irritiert, sie zogen sich zurück, nur der Abt blieb an seiner Stelle ruhig sitzen. Da stand auf ein Mal der Soldat genau vor dem Vorsteher, er zielte mit dem Schwert auf das Herz des in tiefer Ruhe sitzenden alten Mannes. Da schlug der Abt die Augen auf, sagte unvermittelt zum Soldaten: „Auf dich habe ich gewartet, das Karma ist nun reif“. Da kam der Soldat wieder zu sich, blickte sich um und sprach den Abt an: „Du hast auf mich gewartet, warum? Der Abt erzählte ihm die alte Geschichte von dem Fisch, die so sehr auf seinem Gemüt lastete, weil er einst ein Lebewesen getötet hatte.
Der Soldat verstand, was der alte Mann ihm sagen wollte, er rollte die Augen nach oben, fiel zu Boden und er verstarb.
Der alte Mönch verblieb in seinem Lotussitz und er starb an diesem Ort wenige Minuten später.
Das Karma war eben reif, der Weg war das Ziel, die Zeit war gekommen!
Es gibt nur eine Zeit, in der es wesentlich ist aufzuwachen – diese Zeit ist jetzt
– Buddha – Ehrenname des Siddharta Gautama – 560 bis 480 vor dem Jahr Null
Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:
geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit;
pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit;
töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit;
abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit;
weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit;
klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit;
Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit;
herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit;
suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit;
behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit;
zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit;
schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit;
lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit;
Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.
– Bibel –
Lang hab‘ ich gelebt – doch vergebens wie viel!
Wie wenig ist übrig, wie nahe dem Ziel!
Die Zeit – wie viel Hoffnungen tötet ihr Lauf?
Der Tod – wie viel Banden, ach! löst er mir auf!
Wir sind so töricht, wenn’s Leben noch steigt,
Wie müd‘ und wie trübe, wenn’s abwärts sich neigt!
– Robert Burns – Schottischer Nationalbarde – 1759 bis 1796
Das menschliche Gut ist der Tugend gemäße Tätigkeit der Seele, und gibt es mehrere Tugenden: der besten und vollkommensten Tugend gemäße Tätigkeit. Dazu muß aber noch kommen, daß dies ein volles Leben hindurch dauert; denn wie eine Schwalbe und ein Tag noch keinen Sommer macht, so macht auch ein Tag oder eine kurze Zeit noch niemanden glücklich und selig
– Aristoteles – Griechischer Philosoph, Schüler Platons, Lehrer Alexanders des Großen von Makedonien – 384 bis 322 vor dem Jahr Null
Sucht euer Ich in Harmonie zu halten mit dem Rhythmus des ganzen Weltgeschehens, mit der Natur und allem um euch. Das bedeutet nicht, sich jedem oberflächlichen Zeit- und Tagesgetriebe hingeben, sondern dem inneren großen Leben der Welt; dieses Leben läßt sich nicht mit dem Verstande erlauschen, sondern nur mit einem Gleichgewicht, das die Seele zwischen Gefühl und Vernunft findet
– Friedrich Kayssler – Deutscher Schauspieler, Schriftsteller und Komponist – 1874 bis 1945
Ein großer Teich war zugefroren,
Die Fröschlein, in der Tiefe verloren,
Durften nicht ferner quaken noch springen,
Versprachen sich aber im halben Traum,
Fänden sie nur da oben Raum,
Wie Nachtigallen wollten sie singen.
Der Tauwind kam, das Eis zerschmolz,
Nun ruderten sie und landeten stolz
Und saßen am Ufer weit und breit
Und quakten wie vor alter Zeit
– Johann Wolfgang von Goethe – Deutscher Dichter – 1749 bis 1832
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