Als er die Augen öffnete war das Kopfweh schlagartig und heftig da.
Gestern am Abend hatte er wieder richtig „zugeschlagen“, als die üblichen Ängste und Sorgen ihn überkamen, da mußte er wieder heftig trinken.
So wie zur Zeit fast jeden Abend, die Einsamkeit und die Zukunftsängste lassen ihn zur Flasche greifen.
Für ihn (nennen wir ihn Hans) ist der Alkohol zur finalen Erlösung geworden, seit der Virus-Krise hat er viel zu viel Zeit, er sieht seine Zukunft jetzt viel lieber durch einen Nebel.
Wie jeden Morgen wacht er auch heute pünktlich um 8 Uhr auf, die Gewohnheit von früher, als er noch Arbeit hatte, die ist geblieben.
Was er heute tun soll, das weiß er nicht, seit er gekündigt wurde hat er schlicht nichts zu tun, den ganzen Tag, bis zum Abend, da wird er dann wieder trinken.
Früher, vor der großen Krise, da hatte er sein Leben im Griff, seine Arbeit war gut bezahlt, machte ihm Spaß, gab ihm einen Lebensinhalt, und das Gefühl, gebraucht zu werden.
Klar, er könnte sich auch beschäftigen, die Wohnung aufräumen, Sport treiben, im Wald spazieren gehen, aber er hat innerlich aufgegeben.
Die kollektive Hysterie hätte ihn fast in den Wahnsinn getrieben, die täglichen Schreckensnachrichten fand er schnell unerträglich. Als er dann eines Tages den Fernseher in den Keller gestellt hatte ging es ihm besser, er wollte den Horror einfach nicht mehr sehen, nichts mehr davon hören.
Nach einer Weile krabbelt Hans aus dem Bett, macht sich Kaffee, geht in die Dusche.
Dann setzt er sich an den Tisch und schaut dabei aus dem Küchenfenster, hinter seinem Haus liegt ein kleiner Wald, die schönen Bäume erfüllen ihn mit einer tiefen Freude.
Wie ist alles nur so gekommen, was war passiert? Er weiß es bis heute nicht, er versteht die Zusammenhänge nicht, egal wie sehr er sich bemüht. Plötzlich verfiel die Welt in Panik, wie Dominosteine brach eine Gewissheit nach der anderen zusammen. Und jetzt sitzt er hier, nutzlos und einsam.
Da fällt ihm der Traum ein, den er in der Nacht hatte. Er träumte von Farben und Mustern, trotz seines Rausches war es ein klarer Traum. Was er nicht so richtig verstehen kann ist, dass er sich im Traum selbst gesehen hat, von oben herab „auf sich selbst“ blickte, wie wenn er sich selbst als eine Art von dritter Person gesehen hätte.
Wer war die Person (Persönlichkeit), die ihn im Traum betrachtete? Und wer war dann er; der Betrachter, oder der Betrachtende?
Wahrscheinlich lag es nur am Alkohol, er war noch mehr verwirrt.
Wie kann das alles nur zusammenhängen?
Egal, für heute musste er noch eine neue Flasche kaufen gehen, wenigstens eine Aufgabe hatte er für heute gefunden.
Ihr aber seht und sagt: Warum? Aber ich träume und sage: Warum nicht?
– George Bernard Shaw – Irisch-britischer Dramatiker – 1856 bis 1950
Ich habe einen Traum
– Martin Luther King – US-amerikanischer Theologe – 1929 bis 1968
Der Traum ist der beste Beweis dafür, dass wir nicht so fest in unsere Haut eingeschlossen sind, als es scheint
– Friedrich Hebbel – Deutscher Dramatiker – 1813 bis 1863
Unsere Träume können wir erst dann verwirklichen, wenn wir uns entschließen, einmal daraus zu erwachen
– Josephine Baker – US-amerikanische Tänzerin – 1906 bis 1975
Alles was man vergessen hat, schreit im Traum um Hilfe
– Elias Canetti – Deutschsprachiger Schriftsteller – 1905 bis 1994
Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, dass das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes
– Salvatore Dali – Spanischer Maler – 1904 bis 1989
Träume, als lebtest du ewig – lebe, als stürbest du heute
– James Dean – US-amerikanischer Filmschauspieler – 1931 bis 1955
Gott denkt in den Genies, träumt in den Dichtern, und schläft in den übrigen Menschen
– Peter Altenberg – Österreichischer Schriftsteller – 1859 bis 1919