Kann es sein, dass manche Menschen aus ihren Leiden auch Befriedigung ziehen? Und wenn ja, warum?
Ein Chan-Meister reiste im alten China durch die Lande, von einem Dorf zum nächsten, immer entlang der Pfade in der Natur.
An einer Wegkreuzung traf er einen alten Mann, sie begrüßten sich, der Wanderer sagte immerzu: „Ich bin so durstig, ich bin so durstig“!
Der Meister gab ihm zu trinken, fast die ganze Flasche leerte der neue Bekannte in einem Zug.
Als er sich erfrischt hatte, sagte er zum Meister: „Ich war so durstig, so durstig“!
Kann es sein, dass einer der Gründe, weshalb so viele Menschen leiden, darin liegt, dass sie Befriedigung aus ihrem Verhalten ziehen, dass sie gerne leiden?
Kann es sein, dass manche Menschen sich ein solches Handeln anerzogen haben?
JA
Es gibt ganz verschiedenen Gründe mit dem Leiden anzufangen:
– Schon als Kind hatten die Verwandten zu Peter gesagt: „Ach du armes Kleines, wie hast du es nur schwer, das ist sicher nicht leicht für dich“! Langsam dämmerte es ihm, Mitleid erleichtert vieles, macht manches einfacher. Und dann wurde eine Gewohnheit daraus, das Leiden wurde zum Automatismus.
– Maria war etwas klein, nicht gerade das, was man gut aussehend nennt, schon früh fing sie an mit ihrem Schicksal zu hadern, „ich habe kein Glück, das Leben will mich nicht, ich finde keinen Mann“, Selbstmitleid hielt Einzug in ihr Leben, und auch in diesem Fall wurde das Leiden zum Automatismus.
– Herr Wu war ein unscheinbarer Mann, aufgewachsen als Kind von Trinkern, er hatte wenig Chancen im Leben. Ständig verlor er seine Arbeit, seine Frau verließ ihn kurz nach der Geburt des Kindes, er fing an zu leiden, das Leiden wurde auch bei ihm zum Automatismus.
Diese Aufzählung ließe sich beliebig lange fortführen. Jeder Mensch hat in seinem Leben leidvolle Dinge erfahren, die Frage ist, wie er damit umgegangen ist, ob das Leiden zum Automatismus wurde? Ob die Menschen eines Tages damit anfingen, Befriedigung aus ihren Leiden zu ziehen? Wurde gar das Leiden zum Hauptinhalt des Lebens?
Wie wir mit dem Leiden umgehen, wie wir schmerzliche Erfahrungen verarbeiten, das macht unser „Ich“ aus, unsere Persönlichkeit.
Zu einfach ist es, den Automatismus des Leidens in unser Leben zu lassen, sehr schwierig ist es, diesen wieder daraus zu entfernen.
Nach dem Lehrer aller Lehrer gehört das Leiden zum Leben!
„Jedes Leben hat sein Maß an Leid. Manchmal bewirkt eben dieses unser Erwachen“
– Buddha–
Nach Buddha führt der Ausstieg aus dem Leiden über die „Erleuchtung„, die jedem von uns möglich sei.
Sage nie: „Ich war so durstig“. Sage: „Ich habe getrunken“!
Die Weisheit eines Menschen misst man nicht nach seinen Erfahrungen, sondern nach seiner Fähigkeit, Erfahrungen zu machen
– George Bernard Shaw – Irischer Dramatiker – 1856 bis 1950
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt
– Hermann Hesse – Deutscher Schriftsteller – 1877 bis 1962