Er war ein Schüler an der Hochschule, er entstammte einer angesehenen Familie.
Legenden erzählen von seinem außergewöhnlich guten Aussehen. Auch die Frau seines Lehrers war ihm mehr zugetan als anderen Schülern, er verweigerte allerdings weitere Kontakte. So soll das Rasseweib erbost über die Zurückweisung gewesen sein. Ihrem Mann, dem Lehrer, erzählte sie, dass Aṅgulimāla sie vergewaltigen wollte, sie dies aber gerade noch verhindern konnte. Ihr Mann wurde eifersüchtig, und fing an dem Schüler falsche Ratschläge zu geben.
So sollte er nach der „Erleuchtung“ streben, und zu diesem Zweck 100 Menschen einen Finger abschneiden, dann würde er ins „Nirvana“ eingehen.
Der junge Mann war wohl sehr hübsch, aber etwas einfältig, er machte sich auf, die vom Lehrer gestellte Aufgabe zu erfüllen. Als er feststellen musste, dass niemand einen Finger für die persönliche „Erleuchtung“ des Aṅgulimāla „spenden“ wollte, ging er dazu über, die Menschen zu töten, ihnen den begehrten Finger abzuschneiden, und diesen dann auf einer Halskette „aufzufädeln“. So kam er auch zu seinem Namen Aṅgulimāla, was übersetzt etwa „Finger-Halsband“ bedeutet.
Der kräftige Serienmörder hatte schon 99 Finger auf die Halskette aufgezogen, als er dem historischen Buddha begegnete. Dieser sollte den hundertsten Finger zur Sammlung beitragen, auf dass er endlich „Erleuchtung“ erfahren könne. Buddha war nicht besonders kräftig, von Meditation und Askese geprägt, ein einfaches Opfer. Dachte der Killer!
Obwohl der Räuber mit Schnelligkeit und Kraft hinter Buddha her lief, konnte er den langsam heiligen Mann nicht erreichen. Ausgelaugt und voller Frust rief Aṅgulimāla Buddha nach, er solle stehen bleiben.
Buddha drehte sich ohne erkennbare Emotion um, und sagte zu Aṅgulimāla, dass er doch schon lange stehen würde, und es an der Zeit für Aṅgulimāla sei, ebenfalls innezuhalten, mit dem Töten aufzuhören, andere Menschen nicht mehr wegen seines Egos zu verletzen.
Etwas an der Person Buddhas und an seinen Worten muss Aṅgulimāla tief berührt haben, er warf seine Waffen weg und folgte Buddha in ein Kloster, wo er ein Mönch wurde, die „Erleuchtung“ traf ihn wie ein Blitz.
Der König wollte Aṅgulimāla verhaften und fand diesen zusammen mit Buddha in einem Tempel. Er zollte Buddha seinen Respekt und fragte ihn nach seiner Meinung. Dieser antwortete dem König: was du mit Waffen nicht geschafft hast, war mit den richtigen Worten leicht zu erreichen!
Beeindruckt zog der König mit seiner Armee weiter und überließ Aṅgulimāla dem Wohlwollen Buddhas.
Die Lehre aus der Geschichte?
Selbst extreme Umstände können überwunden werden, Menschen können sich ändern, am richtigen Vorbild kann man wachsen. Gestern ist nicht heute, was morgen sein wird, wissen wir nicht. Im Augenblick liegt die Kraft, wem wir begegnen, welche Umstände uns beeinflussen, auch unser Karma hält jede Menge Überraschungen bereit.
Sind Sie dem Buddha schon begegnet?
Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt
– Mahatma Gandhi – Indischer Rechtsanwalt – 1869 bis 1948