Nach vier Stunden Training am Morgen gab es immer eine lange Mittagspause, die ich meist „herbeisehnte“, waren doch meine Muskeln ständig müde, die Übungen waren extrem anstrengend, der Meister war unerbittlich, auf und ab, immer wieder die selben Bewegungsabläufe, sogar im Schlaf ging ich die Schritte durch. Da war die Mittagspause ein wundervolles Zwischenziel. Generell trainierten wir drei Tage, dann gab es einen komplett freien Tag, an dem wir gemeinsame Unternehmungen durchführten, aber davon an anderer Stelle mehr.
Nach dem Training trocknete ich mir den Schweiß ab, eine Wasserstelle gab es nur in den öffentlichen Toiletten, und die waren vollgestopft mit Touristen, die mich meist ungläubig ansahen, ein großer, weißer Mann in Trainingskleidung, verschwitzt und ausser Atem, was machte der nur hier? Also dann eben nur abtrocknen, ein anderes Shirt und eine andere Hose angezogen, dann mit meinem Meister zum Essen losgezogen.
Manchmal setzten wir uns in die Tempelkantine, die versteckt in einem Seitenhof lag, manchmal gingen wir in die Buden vor der Tempeltür, die allerlei Köstlichkeiten direkt vor Ort zubereiteten (an dieser Stelle möchte ich auf meinen Beitrag „Das Eine ist die Basis“ verweisen, welcher von genau solch einem Verkaufsstand (und seinem Besitzer) handelt). Mein Meister suchten uns immer ein anderes Essen aus, die Auswahl war unerschöpflich, er war überall bekannt. Bald begriff ich, dass es eben nicht viele Mönche im Tempel gab, die meisten Menschen eben Besucher waren, oder Kampfsportschüler der vielen, umliegenden Schulen, aber Mönche, das waren nur ein paar hundert Stück, und im Fitnesszustand meines neuen Freundes hatte ich überhaupt ganz wenige nur gesehen, weshalb mein Meister eben bekannt war „wie ein bunter Hund“.
Nach dem Essen setzten wir uns an schönen Tagen in die Sonne, wenn es regnete dann eben in seine Klause. Schon nach wenigen Tagen schlug ich vor, dass ich ihm Englisch lerne, er mir Chinesisch. Schnell wurde ein konzentriertes Unterfangen daraus, wir machten gute Fortschritte. So war die Mittagspause gut genutzt, für ein kleines Schläfchen hatten wir auch noch Zeit.
Nach genau dreieinhalb Stunden gab es den zweiten Teil des Trainings, wieder auf und ab, an guten Tagen am Trainingsplatz in einem Seitenhof, an Regentagen in der Mönchsklause. Pünktlich und ohne Ausflüchte, Disziplin war das zentrale Wort in meinem neuen Leben als „Shaolin-Mönch„.
Der Weg ist eben das Ziel!
(die Bilder sind meine Originalbilder aus der Zeit im Tempel)
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Ein Erleuchteter spricht über die Lehre und die Disziplin
– Buddha – Ehrenname des Siddharta Gautama – 560 bis 480 vor dem Jahr Null
Disziplin ist alles!
– HELMUTH VON MOLTKE – PREUSSISCHER GENERALFELDMARSCHALL – 1800 BIS 1891
Sich erholen verlangt die gleiche Disziplin wie streben
– Kurt Haberstich – Schweizer Buchautor – geboren 1948
Das Talent zur Disziplin ist die Wurzel von Preußens Größe
– Christian Morgenstern – Deutscher Schriftsteller, Dramaturg, Journalist und Übersetzer – 1871 bis 1914
Manche Kinder brauchen weniger die Disziplin eines Klassenzimmers als die einer nachahmungswerten Autorität
– Christa Schyboll – Deutsche Schriftstellerin – geboren 1952
Wahre Disziplin beweist, wer Erdbeeren pflücken kann, ohne sich dabei welche in den Mund zu stecken
– Unbekannt –
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