Sonntag, Dezember 8, 2024
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StartChan (Zen) BuddhismusWenn du den Buddha unterwegs triffst, "töte ihn"

Wenn du den Buddha unterwegs triffst, „töte ihn“

Der Satz „wenn du den Buddha auf deinem Weg triffst, dann töte ihn“ wird oft in der Chan-Lehre verwendet.

Zuerst einmal ein recht erstaunlicher Ausdruck, ist es doch Buddhisten generell nicht angeraten „zu töten“, nicht Tier, nicht Mensch, die spirituelle Praxis der Lehre lässt eine Tötung nicht zu.

Das Paradoxon ist dahingehend zu verstehen, dass wir den Buddha erst in dem Moment sehen werden, in dem wir „Erleuchtung“ erfahren, und ihn dann töten sollen. Und wir sollen (so paradox das auch ist) eben nichts und niemanden töten, denn erst wenn wir den Buddha sehen, dann sollen wir ihn „töten“, und da wir dann besagte „Erleuchtung“ bereits erfahren haben (sonst würden wir ihn ja nicht sehen) ist hier gemeint, dass wir dann als erleuchtete Wesen dem Buddha eben nicht mehr „nachlaufen“ werden, er also an Wichtigkeit für uns extrem verloren hat, wir ihn also dadurch im Prinzip „töten“, weil er für uns abrupt unwichtig wurde.

Denn der Buddha ist in diesem Fall nur ein Sinnbild, seine Philosophie sagt uns, dass wir „Erleuchtung“ suchen sollen, nicht ihn als religiösen Führer anbeten müssen. Nicht ihn, nicht seine Statuen, nicht die „heiligen“ Bücher, Buddhismus ist keine Religion, sondern eine Weltanschauung, deren Grundaussage ist, dass wir uns selbst helfen sollen, ja, helfen müssen. Buddha ist nur die Hand mit dem ausgestreckten Zeigefinger, der auf die „Erleuchtung“ hinweist. Wenn wir diese „Erleuchtung“ dann erfahren haben, dann brauchen wir den Wegweiser nicht mehr. Das heißt, dass Buddha von Anfang an für uns unser fokussiertes Bewusstsein symbolisierte, nicht mehr und nicht weniger. Auf unserem Weg (und der Weg ist das Ziel) gibt es keine garantierte „Erleuchtung„, nicht etwa weil wir nur „gute“ Taten vollbringen ist uns der Erfolg gewiss, nein, so funktioniert die Sache nicht.

Nicht weil wir das oder jenes tun werden wir zu „erleuchteten“ Wesen, nicht wenn wir uns anstrengen, nicht wenn wir alles aufgeben, nein, die „Erleuchtung“ kommt dann, wenn es unser Karma ist sie zu erleben, vielleicht heute, vielleicht im nächsten Leben, vielleicht nie. Wäre es mit diesem Erlebnis so einfach, würde es eine Gebrauchsanweisung dafür geben, sicher hätte Buddha diese seinen Anhängern verkündet.

„Wenn du den Buddha auf deinem Weg triffst, dann töte ihn“, das soll uns darauf fokussieren, dass selbst der Lehrer aller Lehrer nur mit dem ausgestreckten Zeigefinger den Weg weisen wird, gehen müssen wir ihn selbst. Anders wie bei den grossen monotheistischen Religionen gibt es hier keinen Gott, keinen Führer, wir selbst müssen aktiv an der Angelegenheit teilnehmen, können die Verantwortung nicht auslagern, nicht wie die Schafe dem Schäfer nachlaufen.

Genau das meinte Buddha, als er sagte, dass wir alles hinterfragen sollen, uns über wirklich alles selbst Gedanken machen müssen, nicht einfach Dinge als wahr betrachten dürfen, nur weil andere Menschen uns das so sagen. Und wenn wir „Erleuchtung“ erfahren haben, dann ist selbst der große Lehrer hinterfragbar, ja sogar irgendwann unnötig.

Wenn die Anhänger des Buddhismus anfangen nur noch nach Statuen zu suchen, sich darauf beschränken religiöse Gegenstände als Ersatz für eine richtige Philosophie zu horten, genau so wie Anhänger von Kulten einfach nur gewisse Rituale, Bücher oder Fetische sammeln, sich nicht um die „Erleuchtung“ bemühen, dann sind sie auf dem falschen Weg.

Denn der Weg ist das Ziel!

 

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