Wie in vielen anderen Religionen beten die Menschen auch im Buddhismus gerne zu Buddha. Dabei bitten sie um allerlei Dinge, Gesundheit, Glück, Liebe, Erfolg, Geld, Macht, Einfluss, Erlebnisse, Begebenheiten jeder Art werden erfleht, Millionen und Milliarden an Gebeten werden täglich auf der Welt gesprochen, gedacht, aufgeschrieben oder gesungen.
In allen Glaubensrichtungen wenden sich die Menschen an eine „höhere Instanz“, mit Gebeten oder in ihren eigenen Worten, kniend, sitzend, stehend, für sich selbst oder für Andere etwas wünschend, alten und überlieferten Ritualen folgend. Viele Menschen sprechen ihre Gebete, manche täglich, andere nur wenn sie einen Wunsch haben, oder aber in Not sind, in allen Sprachen, auf allen Kontinenten, zu unzähligen Göttern. Das gemeinsame Gebet verbindet die Glaubensrichtungen, stärkt das Befinden, in der Gruppe erwächst Sicherheit und Segen.
Zu seinen Lebzeiten stellte der historische Buddha klar und eindeutig fest, dass er nicht angebetet werden möchte, dass er kein Gott, sondern die „Erleuchtung“ der wesentliche Teil seiner Lehre sei, sich seine Anhänger um ihr „Erwachen“ kümmern sollen, jeder für sich um seine Erleuchtung bemühen muss. Hierin unterscheidet sich der Buddhismus von den großen Religionen, die Lehre Buddhas ist eine Weltanschauung, eine Philosophie, eine Einstellung, Gedankenrichtung und Geisteshaltung, und eben keine Religion.
Obwohl ich dies weiß, habe ich mehrere Statuen des grossen Lehrers in meinem Haus, ich trage einen Anhänger mit seinem Abbild, und an der Wand hängt ein entsprechendes Gemälde. Und häufig ertappe ich mich dabei, dass ich zu ihm bete, mir etwas von ihm wünsche, oder einfach nur meine Gedanken mit ihm teilen möchte.
Das muss kein Widerspruch sein! Wenn man der Gesinnung Buddhas folgt weiß man, dass man selbst Buddha werden kann (oder schon ist), die Statuen des Lehrers also ein Symbol für unser Selbst darstellt, und wir folglich zu uns als Mensch beten.
Wir bitten also uns selbst, kann das richtig sein?
JA
Schon alleine die Tatsache, dass wir in einem Gebet unsere Gedanken formulieren, klar strukturieren, bringt uns wesentliche Vorteile. Das Aussprechen unserer Gefühle bringt Bestimmtheit, die Dinge werden klarer, bekommen eine Ordnung, wir sehen was uns wichtig ist, was unsere Prioritäten sind.
Auch muss ich ganz ehrlich zugeben, dass es mir ein gutes Gefühl gibt zu Buddha zu beten, ich fühle mich dabei nicht mehr alleine, werde stärker und kann mit den Schwierigkeiten des Lebens besser umgehen, auch wenn ich weiß, dass mein grosser Lehrer sagte, dass ich das eben nicht tun soll, mein Verhalten sehe ich aber als nur menschlich, mit Schwächen, mit Stärken, machmal von der Welt überfordert, manchmal sicher und ruhig, aber immer bestrebt dem grossen Lehrer zu folgen.
Und in meinem Inneren weiß ich, dass die Statue Buddhas nur ein Symbol ist für mein „Ich“, für meine Person, und daher bleiben die Abbilder des Lehrers aller Lehrer auch an den besonders guten Plätzen in meinem Haus.
Hier finden Sie ein buddhistisches Gebet
Alle Flüsse laufen ins Meer, und doch ist das Meer nicht voll
– Aus China –
Für Wunder muss man beten, für Veränderungen aber arbeiten
– Thomas von Aquin – Italienischer Philosoph – 1225 bis 1274
Wenn man zu Gott spricht, ist man religiös. Wenn Gott mit einem spricht, ist man irre
– Dr. Gregory House – Arzt in einer US-Fernsehserie
Gebete ändern die Welt nicht. Aber Gebete ändern die Menschen. Und die Menschen verändern die Welt
– Albert Schweitzer – Deutsch-französischer Philosoph – 1875 bis 1965