oder „die Lehre vom Anbruch einer neuen Welt“
Visionen gestalten ganze Generationen!
Das Konzept von „Schuld“ hat im Buddhismus allerdings einen anderen Stellenwert, anders als in anderen Weltanschauungen oder Philosophien.
Die Lehre Buddhas sieht das Leben als vorherbestimmt an. Wenn aber alles so kommt, wie es kommen muss, kann ich als Person dann SCHULD an einer Situation oder Begebenheit haben?
Hier finden wir uns schnell in der sogenannten „Karma-Theorie“ wieder. Wie bei allen spirituellen „Bekenntnissen“ gibt es im Buddhismus auch hierzu ganz verschiedene Ansichten; besonders über die Verantwortlichkeiten eines Individuums gehen die Meinungen auseinander (vergleichbar etwa mit den unterschiedlichen Auffassungen von Katholiken und Protestanten im Christentum zu ganz verschiedenen Themen).
Was versteht man unter „Karma“ im buddhistischen Sinn?
Die ursprüngliche, spirituelle Bedeutung des Wortes ist „Handlung“, für die eine „moralische Verantwortung“ zu übernehmen sein wird. Entweder in diesem, oder im nächsten Leben. „Karma“ bezeichnet das Gesetz von Ursache und Wirkung, es zeigt auf, dass jeder Handlung eine Wirkung folgt.
Ich glaube, dass durch die Energien von Taten, in einer Kette von Wiedergeburten, und auch aus dem jetzigen Leben, das persönliche „Karma“ angesammelt wird.
Im Unterschied zu monotheistischen Religionen steht im Buddhismus aber keine „höhere Macht“ hinter dem „Schicksal“, sondern die eigenen (früheren) Handlungen sind direkt bedingend.
Das im Westen häufig verwendete Wort „Karma“ meint aber meist nicht die spirituelle Gesetzgebung der Lehre Buddhas, sondern hat sich eingebürgert, um unerklärlich positive Begebenheiten, oder Missgeschicke, lapidar zu erklären. Dabei meinen die Menschen eben nicht das vorbestimmte „Schicksal“, sondern wollen ausdrücken, dass etwas völlig „unerklärlich“ passiert ist.
Es ist davon auszugehen, dass Buddha früh mit dem „Karmaverständnis“ der Brahmanen in Kontakt kam, und dieses Konzept, bei der Entwicklung seiner Lehre, mit moralischer Bedeutung füllte. Möglich ist jedenfalls, dass Buddha die Lehre vom Karma aus früheren, ursprünglichen Anschauungen übernahm.
Interessanterweise findet das Konzept des „Karmas“ keinen Einzug in den Edlen Achtfachen Pfad, oder in die Vier edlen Wahrheiten, den Kernelementen der Lehre Buddhas.
In der Philosophie Buddhas wurde die Wiedergeburt so umgedeutet, dass das Karma nicht entscheidet, „ob“ man wieder auf die Welt kommt, sondern „wo“ und „wie“ dies der Fall sein wird.
Es stellt sich mir daher die Frage, wie weit der Mensch über sein Denken und Handeln selbst bestimmen kann, und wie sehr frühere Handlungen, etwa aus den vergangenen Leben, bedingend für das jeweilige heutige Schicksal sind?
Sind alle jetzigen Begebenheiten mit früheren Taten verknüpft, oder haben wir noch Entscheidungsfreiheiten?
Kommt man etwa als „Mörder“ auf die Welt? Und heißt das, dass man nichts für die Veranlagung kann (da diese ja das „Karma“ abbildet)?
Nach meiner Vorstellung von „Karma“, ist man jedenfalls für seine Handlungen in vorhergehenden Leben immer noch wenigstens „mitverantwortlich“. Es ist nicht alles ein „Zufall“, sondern heutige Wirkungen begründen sich in vorangegangenem Tun. Das Gesetz von Ursache und Wirkung in Reinkultur.
Daraus folgt, dass wir im jetzigen Leben nicht zwingend SCHULD auf uns laden, sondern diese Haftung von früher mitgenommen haben.
Und wie verhält es sich mit dem Tilgen von früherer Schuld im jetzigen Leben? Ist es möglich, das „alte“ Karma zu verbessern, eventuell zu annullieren?
Nach meiner Auffassung ist alles vorherbestimmt, und durch unser Karma definiert, für dass wir allerdings, in der Konsequenz, die volle VERANTWORTUNG übernehmen müssen.
Jeder Mensch ist also, was er ist, begründet durch sein individuelles Karma.
Nach meiner Ansicht von Karma ist alles vorbestimmt, dem Einzelnen eine Schuld für seine heutigen Taten zu geben, erscheint mir als zu kurz gegriffen.
Doch wie lange soll der Kreislauf aus Schuld und Sühne weitergehen?
Und wie können wir diesem ständigen Ablauf entkommen?
Wenn es unser Karma ist, dass wir eine Weiterentwicklung zur „Erleuchtung“ hin erleben, dann ist auch dies uns vorbestimmt.
Buddhismus ohne „Karma“, was für eine unglaubliche Vorstellung!
Wir sind das Produkt unserer Taten, diese Zuversicht ist uns gewiss!
Wenn wir heute den Entschluss treffen sollten, aus dem ewigen Kreislauf auszusteigen, dann war genau dies auch unser Karma.
Wenn Sie sich (in einer ruhigen Stunde) einmal über Ihr „Karma“ Gedanken machen, wo sollten Sie beginnen? Am besten starten Sie eine solche Überlegung mit den Geschehnissen des heutigen Tages, und dann arbeiten Sie sich langsam und achtsam zurück, chronologisch und genau. Welches waren die wirklich wichtigen Begebenheiten in Ihrem Leben?
Nehmen Sie sich die nötige Zeit, über „Karma“, „Wiedergeburt“ und „Erleuchtung“ einmal gründlich nachzudenken!
Sollten Sie skeptisch sein, egal, geben Sie der Sache trotzdem eine faire Chance.
Vielleicht ist ja etwas dran an der Lehre des indischen Prinzen!
Wenn es denn die andere Welt des Buddhas nicht geben sollte, dann haben Sie nur etwas ZEIT verschwendet.
Wenn es sie aber gibt, die Realität außerhalb aller Realitäten, dann wäre doch eine solche Entdeckung ein sehr lohnendes Reiseziel, oder etwa nicht?
Das Schicksal mischt die Karten, und wir spielen– Arthur Schopenhauer – Deutscher Philosoph – 1788 bis 1860