Heute ist Buddha’s Geburtstag – Das Vesakh-Fest
Über den genauen Tag seiner Geburt streiten sich die Gelehrten, auch die Feier seines Ehrentages wird ganz unterschiedlich abgehalten.
In vielen Tempeln wird der Geburtstag Buddhas sogar auf ein passendes Wochenende verlegt, um so ein grosses Fest für möglichst viele Besucher zu ermöglichen.
Nachdem ich meine Ausbildung in China erhalten habe, begehe ich diesen für mich besonderen Tag wie die Chinesen.
Wer war der Mann, der als „Siddhartha Gautama“ geboren wurde, und dem als „Erleuchteter“ Millionen von Anhängern folgen?
Wenn wir heute von Buddha sprechen meinen wir den historischen Buddha.
Er war ein indischer Prinz und lebte ca. 500 Jahre vor Jesus Christus.
In vielen Wohnungen in Deutschland sieht man eine Statue von Buddha, asiatische Restaurants stellen seine Figuren auf, wir assoziieren heute eine Abbildung von Buddha mit Frieden, Gleichmut und Entspannung.
Sein Abbild kennen wir, doch was wissen wir von ihm? Und was genau hat er eigentlich gelehrt? Wie wurde aus seiner Lehre dann eine Weltreligion?
In Deutschland bekennen sich ca. eine halbe Million Menschen zum Buddhismus, Millionen geben an den Lehren Buddha’s zu folgen.
Zwischen Buddhismus und den anderen Weltreligionen lassen sich große Überschneidungen finden. Im Christentum gibt es die 10 Gebote, Buddha’s Lehre stimmen mit denen von Christus fast völlig überein.
Für mich persönlich ist Buddhismus aber keine Religion, sondern eine für mein Leben grundlegende Philosophie.
Buddha hat sich selbst nie selbst als Gott bezeichnet, er sah sich in der Rolle eines Lehrers, eines spirituellen Führers.
Aufgewachsen ist der junge Buddha sorglos und glücklich in einem Palast im heutigen Nepal. Ähnlich den heutigen Millionärskindern konnte er ohne Sorgen seine Jugend verbringen. Er heiratete sehr jung (so wie es damals üblich war), bekam Kinder, und erfreute sich seiner gehobenen Stellung.
Bei Ausflügen ausserhalb seines Palastes kamen ihm Zweifel am bestehenden System der damaligen Zeit. Er hatte mehrere einschneidende Begegnungen, die er später in seinen Reden als Ursprung seiner Gedanken benannte, die ihn auch nicht mehr los ließen.
Beim Treffen mit einem alten Mann dachte Buddha das erste Mal über das Leben nach, über Geburt, Jugend, Alter und Tod. Als er an einer Beerdigung teilnahm verfestigten sich seine Gedanken über den Kreislauf des Seins. Das Leben ist ein Kreislauf, ein natürlicher Fluss der Energie, wir kommen aus dem Nichts, und wir gehen ins Nichts zurück. Jugend vergeht schnell, alle Menschen werden krank, alt und eines Tages sterben sie.
Dieser Gedanken ließ ihn nicht mehr los. Wenn wir sowieso sterben müssen, warum sind mir dann Dinge wichtig, was zählt dann noch, wenn ich nicht mehr da bin?
Immer mehr verfestigte sich in Buddha eine neue Philosophie, die wir heute Buddhismus nennen.
Buddha beschloss seinen Wohlstand aufzugeben und erst einmal seine Familie zu verlassen, er wählte das Leben eines Bettlers, in seiner Zeit dem Leben eines Mönches sehr ähnlich, und fing an zu reisen.
Er traf viele Menschen, einfache Leute und Philosophen, Alte, Junge, Männer und Frauen, Mönche und Reiche, mit allen tauschte er sich aus.
Zu seiner Zeit war Indien streng im System der Kasten verfangen. Kleine und große Fürsten kämpften um Macht und Einfluss; der Adel und die Geistlichkeit hatten kein Interesse an Veränderungen. Unzählige Schulen entstanden mit dem Ziel, Gleichberechtigung und Freiheit zu erreichen, und so das unbeliebte Kastensystem zu beseitigen.
Die Zeit hatte eine gewisse Eigendynamik, vergleichbar etwa mit der Weimarer Zeit in Deutschland; grosse Umbrüche spalteten die Gesellschaft, das Volk war aufgewühlt. Religiöse Bewegungen wurden gegründet, Prediger zogen über das Land.
Mit diesen Impulsen kam auch Buddha bei seinen Reisen in Berührung, er entschied sich nun für ein Leben in Askese und Enthaltsamkeit. Strenge Regeln beim Essen führten zu einer hageren Gestalt, langsam verließen ihn die Kräfte, die totale Entsagung brachte ihn dem Tode näher als dem Leben.
Er begann mit Meditation, die er immer mehr verstärkte, und ging im Fasten fast völlig auf.
Meditation war zu seiner Zeit eine in Indien sehr verbreitete Praxis um „den Göttern“ nahe zu kommen.
Über die Jahre verbesserte Buddha seine Meditationstechniken, kam aber seinem Ziel (Erkenntnis) nicht wirklich näher. Sein Potential konnte er wohl schon spüren, doch die Umsetzung zu einer eigenen Lehre ließ noch auf sich warten.
Meditation wird im westlichen Kulturkreis oft falsch verstanden. Erstens gibt es ganz verschiedene Arten, und zweitens kann man diese nicht alle über einen Kamm scheren.
Wir Europäer denken bei Meditation meist an die völlige Versenkung im Schneidersitz. Es gibt aber auch unzählige Arten der Meditation in Bewegung, im Liegen, durch Atmung usw. (siehe dazu das Kapitel Meditation).
Bei der Meditation des historischen Buddhas dürfte es sich um eine „nachdenkende Meditation“ gehandelt haben, bei der er zwar im Schneidersitz (eine in Asien gebräuchliche Art zu sitzen) meditierte, dabei über den Sinn des Lebens nachdachte und reflektierte.
Der Legende nach begründete Buddha bei einer dieser Meditationen seine Lehre der „Erleuchtung“. Unter einem Bodhi-Baum erwachte sein Geist und die Leiden des Lebens fielen von ihm ab.
Dies ist gerade in der westlichen Sicht der Knackpunkt, die meisten Autoren gehen auf dieses Erwachen nicht näher ein, sondern stellen es „einfach in den Raum“, stellen es als gegeben dar.
Doch was ist das Erwachen, was macht Jemanden zum Erleuchteten?
Nach der unter dem besagtem Baum entwickelten Philosophie Buddha’s ist das ganze Leben vom Karma bestimmt, sozusagen vorbestimmt.
Wenn wir an eine Straßenkreuzung kommen haben wir verschiedene Möglichkeiten: wir können gerade aus gehen, nach rechts oder links abbiegen, wir können wieder zurück gehen, oder uns an dieser Kreuzung sogar für immer niederlassen, dort ein Haus bauen und genau hier eine Familie gründen. Wir können an dieser Kreuzung eine Stunde verweilen, einen Monat, ein Jahr, oder gar für unser ganzes Leben.
Die Lehre Buddha’s sagt uns dass alles vorbestimmt ist, egal ob wir darüber traurig sind oder glücklich. Heute könnte man sagen das Leben ist als würden wir in einem Film mitspielen, das Drehbuch ist bereits fertig, die Schauspieler sind engagiert, und wir sind einer dieser Schauspieler aus unserem eigenen Film. Egal wie wir denken und handeln, der Film spielt weiter, ob wir einverstanden sind oder nicht. Unabhängig von Alter, Geschlecht oder sozialem Umfeld müssen wir nehmen was und wie es kommt, wir dürfen uns das Schicksal nicht zu nahe an uns heran lassen.
Aus dieser Vorbestimmung ergibt sich, dass wir nichts ändern können, wir sowohl Leid als auch Glück überwinden müssen, und nach Buddha den Weg der Mitte einschlagen sollen. Nicht Himmel-hoch-jauchzend und nicht zu-Tode-betrübt, sondern stoisch akzeptieren was und wie es kommt, dann finden wir Erleuchtung, Ruhe, Zufriedenheit und stilles Glück. Stille Freude darüber, dass wir die Erleuchtung erreicht haben, und uns eben nicht mehr aus der Ruhe bringen lassen.
Betrachten Sie das Leben wie einen Film, ihren Film, den Film ihres Lebens. Lehnen Sie sich zurück, und betrachten Sie nüchtern und „neutral“ jeden Aspekt ihrer Geschichte, ihres ganz persönlichen Films. Sie sind alt und krank? Wenn Sie der Philosophie des Buddha’s folgen, werden Sie sehen, dass Sie erstens daran nichts ändern können, und zweitens auch gerade daraus Erleuchtung beziehen werden. Diese Erleuchtung gibt Ihnen dann die nötige Kraft das Leben und ihr Schicksal zu meistern.
Ihr Leben ist wie ein Film, lehnen Sie sich zurück und betrachten Sie ihn. Sie können sowieso nichts ändern. Dann finden Sie ihre persönliche Erleuchtung. Machen Sie sich nicht zu viel Gedanken, nehmen Sie das Leben wie es ist!
Nach den Lehren des großen Buddhas kann wirklich jeder Erleuchtung finden. Erleuchtung ist auch kein grosses Geheimnis, es ist dieser kleine, kurze Moment, in dem wir aussteigen aus dem Leben, aus den Sorgen und Nöten, aus den ewigen Selbstzweifeln. Und den Film hinnehmen wie er ist, was auch immer kommen mag!
Wir sind wie wir sind, weil es vorbestimmt wurde. Unser Leben ist wie es ist, es beinhaltet Schuld, Hass, Gier, unnötige Gefühle, ändern am Weg können wir sowieso nichts. Selbst Liebe, wenn sie vorbestimmt ist, wird sie kommen, wenn nicht dann nicht. Nicht Jeder wird in seinem Leben Liebe erfahren; Andere möglicherweise mehrfach, Karma ist Karma, der Film ist vorbestimmt.
Wer das verstanden hat lebt ein zufriedenes Leben der Mitte, er ruht in sich, er wird nicht übermäßig von Gefühlen befallen, er geht den Weg Buddha’s.
Kurze Zeit nach seinem „Erwachen“ fing Buddha an seine Lehre zu verbreiten. Kernaussage seiner Philosophie war und ist auch heute, dass wirklich jeder die „Erleuchtung“ erreichen, und ein Leben in Mitgefühl und frei von Verlangen führen kann.
Jeder kann lieben und geliebt werden, er muss dabei aber loslassen, sonst kommt es zu Leidenschaft, die bekanntlich unsere Leiden erst erschafft.
Buddha versammelte (ähnlich wie Jesus oder Mohammed) Jünger und Gefolgsleute um sich und gründete eine Gemeinschaft, einen buddhistischen Mönchsorden, die Sangha.
Bei seiner Lehrtätigkeit wandte er sich besonders gegen das indische Kastensystem mit den verbundenen sozialen Ungerechtigkeiten.
Unzählige Menschen hörten seine Lehrreden, alle Bereiche der Gesellschaft lauschten seinen Worten. Der sog. Pali-Kanon (buddhistischer Quelltext) beinhaltet historisches Material seiner Reden, sowie die Entstehungsgeschichte des ersten Mönchsordens.
Vor seinem Tod versammelte der Buddha noch ein letztes Mal seine Anhänger um sich. Es ergab sich, dass der Mönch Mahakashyapa sein Nachfolger wurde; das Rad der Lehre drehte sich das erste Mal weiter. Der Mönch wurde zum ersten Patriarch des Buddhismus.
Buddha starb mit etwa 80 Jahren in einem Baumhain in der heutigen Stadt Kusinara. Umgeben von seinen Anhängern schlief er friedlich und für immer ein.
Bereits ca. hundert Jahre nach dem Ableben des historischen Buddha’s kam es zum ersten Zerwürfnis auf dem zweiten buddhistischen Konzil. Der Buddhismus spaltete sich in zwei Richtungen, die des „kleinen“ (Hinayana) und die des „grossen“ Fahrzeugs (Mahayana).
Bei den Anhängern des „kleinen Fahrzeugs“ strebt der Praktizierende die persönliche Befreiung von Leid an. Hier ist die wichtigste Schule der Theravada-Buddhismus, eine streng asketische Form, die hauptsächlich von Mönchen praktiziert wird (ähnlich der Franziskaner im Christentum).
Beim Mahayana-Buddhismus ist das Ziel die Erlösung aller Lebewesen. Wichtig dabei ist dass der Praktizierende bereit ist für sich und Andere die Verantwortung zu übernehmen.
Der Mahayana-Buddhismus ist für normale Menschen deutlich besser geeignet, man muss nicht Mönch oder Nonne sein, um hier eine buddhistische Heimat zu finden. Charakteristisch ist bei dieser Lehre die Darstellung des Buddhas und der Schutzgeister (Bodhisattvas) in Statuen und Bildnissen. Der Buddhismus des Shaolin Tempels ist eine Unterform des Mahayana-Buddhismus und wird Chan-Buddhismus (Zen-Buddhismus) genannt. Er geht zurück auf den Gründer des Shaolin-Tempels, dem indischen Mönch Bodhidharma (siehe auch die Geschichte des Shaolin-Tempels, sowie die des Bodhidharma).
In der Zeit des Kaisers Asoka (um 250 vor Christus) verbreitete sich die Lehre Buddha’s zuerst über Indien und danach in die umliegenden Länder. So kamen Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha, China, Japan, Tibet, Vietnam, Indonesien und Korea nach und nach mit der buddhistischen Lehre in Berührung.
In Indien wurde durch eine Expansion anderer Religionen (um ca. 1000 nach Christus) die buddhistische Lehre nahezu völlig verdrängt.
In Europa gibt es heute etwa 10 Millionen Buddhisten, weitere 50 Millionen sollen der Lehre des Buddha gegenüber aufgeschlossen sein. Genaue Zahlen werden allerdings nicht erhoben.