Betrachtungen des Seins
Der Lehrer aller Lehrer hat die vier Grundlagen des Seins vermittelt, die eine durchdringende Einsicht in Achtsamkeit vermitteln. Die Betrachtung des Körpers und der physischen Existenz, die analytische Betrachtung der Empfindungen, die Betrachtung des Intellekts sowie die kritische Betrachtung der Geistesobjekte.
Ziel der Lehre ist es, die vollständige Befreiung zu erlangen, den Weg zum Nirvana zu gehen, das Haften an das Selbst aufzulösen, und so kein Leid mehr zu erleben, Schmerz und Kummer zurückzulassen, das Karma zu beenden.
Buddha empfahl seinen Anhängern, bei allen Achtsamkeitsübungen einen zurückgezogenen Ort aufzusuchen, sich im Lotussitz mit geradem Oberkörper zu sammeln. Die Traurigkeit, die manche Anfänger bei Übungen empfinden, kommt nach ihm durch das baldige Loslassen von der alten Existenz, ein Unbehagen, dass die so sehr geliebten Anhaftungen und Gewohnheiten nun bald vergehen werden.
Wenn der Entschluss gefasst wurde, der Befreiung entgegenzugehen, wird freudige Entschlossenheit an die Stelle der alten Gefühle treten. Als grundsätzliche Einstellung empfiehlt der Lehrer aller Lehrer vollkommenen Gleichmut.
Um „Erleuchtung“ zu erreichen, müssen nach Buddha zuerst die vier Grundlagen der Achtsamkeit aufgebaut werden.
1.) Betrachtung des Körpers und der physischen Existenz
Nach Buddha sollen wir unseren Körper zuerst als eine Form betrachten, nicht als einen Körper, besonders nicht als UNSEREN Körper. Wir sollen dabei nicht auf die Gesamtheit achten, sondern uns die einzelnen Teile überlegen; aus was bestehen wir, welches sind unsere Bauteile? Danach stellt sich die Frage, was unsere Sinne wahrnehmen, Geruch, Gehör, Geschmack, Sehen und Berührung, was nehmen wir wahr?
Als Schlüsselmethode vermittelt Buddha uns weiterhin, die Achtsamkeit auf den Atem zu legen, er sprach vom „Atemkörper“, den es wahrzunehmen gilt. Ist der Atem kurz oder lang, erfüllend oder ohne Energie, wie ist der Kreislauf des Atems, hebt sich die Brust oder die Bauchdecke an? Wir beobachten einfach das Kommen und Gehen des Atems. Atemachtsamkeit führt automatisch zu einem ruhigen Atem der fast zwangsläufig in eine meditative Atmung übergeht, die richtige Meditation folgt dem Atem. Im Schneidersitz, bei einfachem Stillsitzen, mit ruhigem Blick, richten sich die Gedanken auf die Unbeständigkeit aller Gefühle und Formen, welche Ursachen diese entstehen lassen, und auch welche diese wieder auflösen können.
Weiterhin betrachten wir gedanklich unsere einzelnen Bestandteile, wie etwa die Knochen, die Sehnen, unser Fleisch und unser Blut. Wir bestehen aus Bioelementen, die unseren Körper abbilden, wir sind zusammengesetzt aus Wasser, Kohlenstoff und anderen Elementen, die miteinander agieren. Kannst Du ins Detail gehen, Dir die einzelnen Bauteile detailliert vorstellen? In der Folge stellst Du Dir weiterhin vor, was mit diesen Bioelementen passiert, wenn Du einmal gestorben bist (siehe Todesmeditation). Du verfällst langsam zu Staub, Du siehst in deinem Grab nun alle Einzelheiten, Deine Leiche fault langsam vor sich hin.
Deine physische Existenz ist endlich, hast Du das begriffen?
2.) Analytische Betrachtung der Empfindungen
Hier betrachten wir nach Buddha die Empfindungen und Gefühle einfach als „Empfindungen“ und „Gefühle“, nicht als UNSERE Empfindungen und Gefühle. Hast Du in diesem Moment angenehme oder unangenehme Empfindungen und Gefühle?
Hierin liegt bereits eine Wertung, die wir nach dem Lehrer aller Lehrer unterlassen sollen, auch welcher Art die Empfindungen und Gefühle sind, sollen wir unbeachtet lassen, wir sollen die Empfindungen und Gefühle einfach und neutral „betrachten“. Wenn wir die Bewertungen der Empfindungen und Gefühle unterlassen, dann kommen wir zur wirklichen Natur einer Empfindung oder eines Gefühls. Warum taucht der Gedanke gerade jetzt auf? In Achtsamkeit lösen wir uns nun von den Empfindungen und Gefühlen, lassen diese hinter uns.
Für die Zukunft, unterlasse jede Wertung von Empfindungen und Gefühlen!
3.) Betrachtung des Intellekts
Auch hier gilt: betrachte den Intellekt als irgendeinen Intellekt, nicht als ihren Intellekt. Was passiert gerade jetzt in deinem Intellekt, der einfach nur ein Intellekt ist, einer unter vielen Millionen? Und weiter gilt: werte nicht! Was findet in deinem Intellekt statt? Was denkst Du? Ich frage nicht, was Du empfindest, ich frage nach deinen Gedanken!
Ich gebe zu, der Intellekt ist von Empfindungen und Gefühlen (siehe oben Nr. 2) sehr schwer zu trennen. Geb Dir Mühe! Wie arbeitet dein Geist? Was passiert in deinem „Oberstübchen“?
Also, was denkst Du? Erreiche Klarheiten über dein eigenes Ich?
4.) Kritische Betrachtung der allgemeinen Phänomene
Erkenne, dass es kein Selbst gibt, kein Ich, keine Beständigkeit, dass alles sich verändert. Kannst Du deine Aufmerksamkeit auf deine Gefangenschaft in althergebrachten Denkmustern richten?
Ist Leiden vorhanden? Wie entsteht es? Kann es beendet werden? Wie kann es beendet werden?
Diese Fragen werden auch in den Vier edlen Wahrheiten des großen Lehrers behandelt. Wie hängen all diese Dinge zusammen? Kommt die Realität langsam bei Dir an, nicht die gefühlte Realität, sondern die Wahrheit hinter der „Nicht-Wahrheit“. Spüre, wie die Phänomene zusammenhängen?
Schaue auf den weglosen Weg, der zu einem torlosen Tor führt! Ein unsichtbares Licht scheint aus dem torlosen Tor, zieht Dich an, beleuchtet den weglosen Weg! Wir blicken in Achtsamkeit auf den Körper, auf die Empfindungen, den Intellekt und die Zusammenhänge.
Ehrfürchtig verneige ich mich vor dem Lehrer aller Lehrer.
Wenn man zwei Stunden lang mit einem Mädchen zusammensitzt, meint man, es wäre eine Minute. Sitzt man jedoch eine Minute auf einem heißen Ofen, meint man, es wären zwei Stunden. Das ist Relativität
– Albert Einstein – Deutscher Physiker – 1879 bis 1955
Wo viel Gefühl ist, ist auch viel Leid
– Leonardo da Vinci – Universalgenie – Italienischer Maler, Bildhauer, Architekt, Anatom, Mechaniker, Ingenieur und Naturphilosoph – 1452 bis 1519