Dienstag, Oktober 8, 2024
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StartChan (Zen) BuddhismusMitgefühl ist ein Gefühl

Mitgefühl ist ein Gefühl

Sind Sie schon einmal an einem Bettler vorbeigekommen, der Sie um Geld gebeten hat, eine Dose vor sich stehend, mit leidender Miene um einen Teuro fragend?

Sicherlich war Ihr Gefühl „mit“ dem leidenden Mitmenschen, wahrscheinlich haben Sie Ihr Herz geöffnet, Ihren Geist mit dem des Gegenübers verbunden, wenigstens für einen kurzen Moment.

Die Lehre des Buddhismus handelt von der Befreiung von Leiden, von der Abwesenheit aller Ursachen des Leidens. Wir alle gehen denselben Weg der Leiden, den sog. Leidensweg, machen viele Dinge durch, Geburt, Alter, Krankheit, und am Ende wartet der Tod.

Deshalb können wir „mit“-fühlen, denn die Lage ist für alle Menschen gleich, keiner lebt ewig, jeder erleidet Schmerzen, jeder hat seine Wünsche, seine Enttäuschungen, seine Erfolge, seine „speziellen“ Momente im Leben, die den jeweiligen, individuellen Lebensweg ausmachen.

Vielleicht fragen Sie sich kurz, was den Bettler wohl dazu gebracht haben könnte, hier jetzt ausgerechnet Sie um Geld zu bitten, welche Stationen den Ausschlag gegeben haben, dass er und Sie sich genau in diesem Augenblick treffen, eine flüchtige Begegnung haben. Was hat dieser Mensch erlebt, welche Erlebnisse waren prägend, eventuell spüren Sie ein Gefühl in sich aufkommen, das Mitgefühl. Damit verbunden ist dann meist der Wunsch, dass dieser Mensch sich aus seiner misslichen Lage befreien kann, dass er sich aus dem Kreislauf der Leiden befreien möge.

Durch die Verbindung zu diesem Menschen, in genau dieser kurzen Sekunde, daraus ziehen wir Stärke, diese Koppelung zwischen den Lebewesen ist eine kleine Erleuchtung, ein Gefühl „mit“ der anderen Kreatur, mit seiner Verletzlichkeit, die uns unseren eigenen Schmerz und unser Leid aufzeigt.

Mitgefühl kann man entwickeln, wenn man denn möchte. Das Gegenteil von Mitgefühl sind Schadenfreude und Gehässigkeit, die zum Teil auch aus unserer begrenzten Fähigkeit „zu helfen“ entstammen, das Gefühl „nichts“ tun zu können, das macht uns sehr unglücklich.

Mitgefühl ist eine Emotion, die allerdings klug eingesetzt werden sollte, denn aus Mitgefühl sich selbst aufzugeben, das ist auch keine schlaue Lösung. Auch dürfen wir nicht wegen der vielen schlimmen Ereignisse auf dieser Welt den Mut verlieren, nicht verzweifeln an der Schlechtigkeit, die wir häufig um uns herum erleben. Denn Buddha sagte, dass wir nicht werten sollen, nicht in „gut“ oder „schlecht“ einteilen sollen, sondern das Schicksal so akzeptieren müssen, wie es dann kommt.

Wenn Sie wieder meditieren, dann sollten Sie Ihr Mitgefühl auf die Menschen richten, die Sie nicht mögen, die Ihnen unangenehm sind, dabei können Sie Ihr Mitgefühl stärken.

Denn auch hier gilt: Der Weg ist das Ziel!

 

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Sie können keine Leidenschaft haben, es sei denn, Sie haben Mitgefühl

Elizabeth Taylor – Britisch-amerikanische Schauspielerin – 1932 bis 2011

Wenn es um Liebe, Mitgefühl und andere Gefühle des Herzens geht, bin ich reich

Muhammad Ali – Ehemaliger US-amerikanischer Boxer – 1942 bis 2016

Eine seelenvolle Meditation kann die Grenzen des Mitgefühls, der Toleranz und der Zuneigung des Verstandes leicht ausdehnen

Sri Chinmoy – Indischer spiritueller Lehrer, Philosoph und Guru – 1931 bis 2007

Solange er den Kreis seines Mitgefühls nicht auf alle Lebewesen ausdehnt, wird der Mensch selbst keinen Frieden finden

Albert Schweitzer – Elsässischer Arzt, Theologe, Musiker und Philosoph – 1875 bis 1965

Jeder kann für die Leiden eines Freundes Mitgefühl aufbringen. Es bedarf aber eines wirklich edlen Charakters, um sich über die Erfolge eines Freundes zu freuen

Oscar Wilde – Irischer Schriftsteller – 1854 bis 1900

Brauche ich nach alledem noch eigens zu sagen, daß auch sie freie, sehr freie Geister sein werden, diese Philosophen der Zukunft – so gewiß sie auch nicht bloß freie Geister sein werden, sondern etwas Mehreres, Höheres, Größeres und Gründlich-Anderes, das nicht verkannt und verwechselt werden will? Aber, indem ich dies sage, fühle ich fast ebenso sehr gegen sie selbst, als gegen uns, die wir ihre Herolde und Vorläufer sind, wir freien Geister! – die Schuldigkeit, ein altes dummes Vorurteil und Mißverständnis von uns gemeinsam fortzublasen, welches allzulange wie ein Nebel den Begriff „freier Geist“ undurchsichtig gemacht hat. In allen Ländern Europas und ebenso in Amerika gibt es jetzt etwas, das Mißbrauch mit diesem Namen treibt, eine sehr enge, eingefangene, an Ketten gelegte Art von Geistern, welche ungefähr das Gegenteil von dem wollen, was in unsern Absichten und Instinkten liegt – nicht zu reden davon, daß sie in Hinsicht auf jene herauskommenden neuen Philosophen erst recht zugemachte Fenster und verriegelte Türen sein müssen. Sie gehören, kurz und schlimm, unter die Nivellierer, diese fälschlich genannten „freien Geister“ – als beredte und schreibfingrige Sklaven des demokratischen Geschmacks und seiner „modernen Ideen“; allesamt Menschen ohne Einsamkeit, ohne eigne Einsamkeit, plumpe brave Burschen, welchen weder Mut noch achtbare Sitte abgesprochen werden soll, nur daß sie eben unfrei und zum Lachen oberflächlich sind, vor allem mit ihrem Grundhange, in den Formen der bisherigen alten Gesellschaft ungefähr die Ursache für alles menschliche Elend und Mißraten zu sehn: wobei die Wahrheit glücklich auf den Kopf zu stehn kommt! Was sie mit allen Kräften erstreben möchten, ist das allgemeine grüne Weide-Glück der Herde, mit Sicherheit, Ungefährlichkeit, Behagen, Erleichterung des Lebens für jedermann; ihre beiden am reichlichsten abgesungnen Lieder und Lehren heißen „Gleichheit der Rechte“ und „Mitgefühl für alles Leidende“ – und das Leiden selbst wird von ihnen als etwas genommen, das man abschaffen muß

Friedrich Nietzsche – Deutscher Philosoph und klassischer Philologe – 1844 bis 1900

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