Wenn Gefühle zu lange unterdrückt werden, dann brechen sie irgendwann aus uns heraus. Egal, ob „positive“ oder „negative“ Gefühle, die bewusste oder unbewusste Wahrnehmung eines Ereignisses (oder einer Situation) läßt sich nicht einfach „unter der Decke“ halten.
Unsere Gefühle sind stark abhängig von den Filtern und Erfahrungen, die wir uns über die Jahre antrainiert und erlebt haben.
Nach Buddha sollen wir nicht an Menschen oder Dingen anhaften. Trotzdem entwickeln sich die Emotionen in uns, suchen sich ihren Weg. Wir können an unseren Filtern arbeiten, Gefühle werden wir aber weiterhin entwickeln.
Die Frage ist, wie wir mit den Gefühlen umgehen, welche Lehren wir aus vergangenen „Gefühlsausbrüchen“ ziehen.
Dabei gilt es zu verstehen, dass wir Empfindungen von Gefühlen streng trennen müssen; Empfindungen wie Hunger oder Durst sind spezifischer und körperlicher Aktivierung unterworfen, die individuellen Eigenarten des Gefühlslebens, wie etwa Freude, Liebe, Sympathie, Wut, Verzweiflung, Eifersucht, Trauer, Stolz und Neid, sind nur die Resultate unserer Filter, von vorgefassten Urteilen (Vorurteile).
Jedes unserer Gefühle läuft dabei durch unzählige Filter, vor es von uns überhaupt als Gefühl wahrgenommen wird. Was aber, wenn wir die Filter in uns verstehen lernen, und diese neu bewerten?
Sicherlich hatten die meisten Leser schon einen Ausbruch ihrer Gefühle, und haben sich im Anschluß gefragt, wie es so weit überhaupt kommen konnte. Was hat mich dabei nur „geritten“? Warum habe ich das jetzt getan?
Wer dem Lehrer aller Lehrer folgt, der weiß, dass alles so gekommen ist, wie es hatte kommen müssen. Sich im Nachgang dazu Gedanken zu machen bringt nichts. Wenn alles so gekommen ist, wie es kommen mußte, dann trift uns jedenfalls genau jetzt auch keine SCHULD. Vielleicht entstammt eine mögliche Schuld aus einem vorhergehenden Karma, dass wir abarbeiten müssen, allerdings macht es auch wenig Sinn, darüber nachzudenken, es ist, wie es ist, es kam so, wie es kommen mußte.
Was aber etwas bringt, ist, sich Gedanken über die eigenen „Filter“ zu machen, wie kommt es in mir zu dieser Emotion, was sind die Grundlagen? Kann ich „daran“ arbeiten, oder muss ich „so“ ewig weiter machen?
Wenn nun Gefühle über längere Zeit unterdrückt werden, dann kommt der Tag, wo sie sich mit aller Gewalt ihren Weg bahnen. Und genau dann passiert häufig etwas „Dummes“, die Handlungen, die wir gelegentlich bereuen, die haben meistens eine längere Vorgeschichte.
Wie habe ich die Situation erlebt? Welche Zusammenhänge kann ich erkennen? Auf welche Filter gehen diese Aktionen zurück? Wie definiere ich mich selbst? Wer bin ich?
Zur Zeit sind viele Menschen bedrückt, angespannt, ängstlich und beunruhigt. Sie bemerken, dass mit ihren Gefühlen gespielt wird, und sie sich dadurch manipulieren lassen. In der Folge werden sie energielos, einsam, entmutigt, furchtsam, gestört und enttäuscht. Wer sich aber klar macht, dass diese Gefühle ihre Ursachen in unseren Filtern haben, der merkt schnell, dass sich auch an Gefühlen etwas „ändern“ läßt.
Gefühle sind auch nicht immer gleich, auch nicht gleich stark, es gibt deutliche Abstufungen. Mit „emotionaler Intelligenz“ findet „man“ heraus, warum man in der Bewertung der Dinge und Menschen in Kategorien wie etwa „gut“ oder „schlecht“ arbeitet. Wer sich die Mühe macht über diese Emotionen nachzudenken, der versteht auch die „Botschaften“ hinter den Gefühlen, der läßt sich dann auch nicht mehr manipulieren.
Es liegt an uns, und nur an uns, ob wir eine Situation als „schmerzlich“ oder als „positiv“ aufnehmen. Das Ego bildet aufgrund der Erfahrungen die Filter, wir aber müssen der Herr unseres Egos sein.
Man kann vieles unbewusst wissen, indem man es nur fühlt aber nicht weiß
– Fjodor Michailowitsch Dostojewski – Russischer Schriftsteller – 1821 bis 1991
Es gibt keine Grenzen. Weder für Gedanken, noch für Gefühle. Es ist die Angst, die immer Grenzen setzt
– Ingmar Bergmann – Schwedischer Drehbuchautor – 1918 bis 2007
Wir machen immer einen Fehler: Wir investieren Gefühle, statt sie zu verschenken
– Werner Schneider – Österreichischer Kabarettist – 1937 bis 2019
Es muss von Herzen kommen, was auf Herzen wirken soll
– Johann Wolfgang von Goethe – Deutscher Dichter – 1749 bis 1832