– Eine Gesellschaftskritik –
Üblicherweise sehe ich kein normales Fernsehen mehr, gestern habe ich aber eine Ausnahme gemacht und „Promis unter Palmen“ angeschaut.
In der ersten Staffel waren einige Teilnehmer, denen ich schon mehrfach im echten Leben begegnet bin, so habe ich die ersten Folgen dann aus Neugier alle gesehen.
Als nun die zweite Staffel angeboten wurde habe ich erneut eingeschaltet.
Allerdings fragt es sich, wer hier „prominent“ sein könnte, und weiterhin, was Prominenz heute noch ausmacht?
Ich kann diese Sendung nur empfehlen, nicht nur weil hier so schöne Widerlichkeiten ausgetauscht werden, nein, sondern weil hier die Gesellschaft abgebildet wird wie sie wirklich ist.
Genau so wie bei den Proletariern unter Palmen, genau so sind die meisten Menschen in Deutschland, genau so denken sie, genau so fühlen sie.
Die Kommentare in der Presse überschlagen sich heute (normalerweise lese ich so etwas nicht, aber Ausnahmen machen eben manchmal auch Spaß), ekelhaft, unerträglich, entsetzt sei man. Also ich bin nicht entsetzt, ich habe Verständnis für alle Beteiligten. Hier wird die gefühlte Realität gezeigt, nicht die Illusionen, knallhart wird aufgegeben, wie wir Menschen in diesem „Kultur“-kreis wirklich sind, welchen Entwicklungsstand wir haben.
Das mag vielen Zuschauern nicht gefallen, der Hauptteil aber spürt sicher instinktiv, dass hier das „echte Leben“ gezeigt wird, deshalb heißt das Genre auch Reality-TV, nicht „Wünsch-Dir-Was“.
Schon in der letzten Folge von „Proletariern unter Palmen“ wurde gemobbt, provoziert und sich gegenseitig wüst angegangen, so dass die Küste in Thailand wackelte. In der neuen Serie wird nahtlos weiter krakelt, gesoffen und dumm gelabert. Wenn so die Prominenten sind, wie sind dann erst die Assis?
Diese Sendung zeigt schonungslos, wie unsere Gemeinschaft „tickt“, wo die Reise hingeht, die hemmungslose Ich-Bezogenheit wird zum alles bestimmenden Ergebnis, die Bildschirme übernehmen die Kultur.
Proleten unter Palmen zeigt uns die neuen Schönheitsideale, bei Frauen die Brüste, bei Männern der Bizeps, das ist das Wichtigste.
Hier wird ungeschminkt das wahre Gesicht der Gesellschaft gezeigt, so reden die Leute normalerweise auch zuhause. Da wird der eine herbeleidigt, worauf der andere von allen anderen Teilnehmern übelst schlecht gemacht wird. Aber jeder Zuschauer weiß, dass das so gewollt ist, dass solche Aussagen auch „real“ sind (Reality-TV), dass so das „Volk“ eben spricht.
Sich hier aufzuregen ist mehr wie unpassend, denn genau so ist der Hauptteil der Menschen, hier wird gezeigt, wie man sich übergibt, und dafür auch noch gut bezahlt wird.
Wer die „Realität“ zensieren will, der macht sich mitschuldig an den Zuständen. So ist für mich die Show „Promis unter Palmen“ pure Aufklärung, hier sehe ich unverblümt durch Ideologen, wie es bei „Hinz und Kunz“ dann wirklich zugeht.
Ich kann jedem Leser nur empfehlen sich die Show „Promis unter Palmen“ anzusehen (Montags 20h15 auf SAT1), und dann lange über das Gesehene nachzudenken.
Jeder von uns ist ein Gott. Jeder von uns ist allwissend. Wir müssen lediglich unser Bewusstsein öffnen, um unserer eigenen Weisheit zu lauschen
– Buddha – Ehrenname des indischen Philosophiestifters Siddhartha Gautama – 560 bis 480 vor dem Jahr Null
Die Proletarier dieser Welt haben nichts zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Proletarier aller Länder, vereinigt euch!
– Karl Marx – Deutscher Philosoph, Ökonom und Journalist – 1818 bis 1883
In der Fabrik hing oben am Giebel, der am höchsten in den Himmel und am tiefsten in den Hof schaute, eine Losung: Proletarier aller Länder vereinigt euch. Und unten auf dem Boden gingen Schuhe, die das Land nur in der Flucht verlassen durften
– Herta Müller – Deutsche Schriftstellerin – geboren 1953
Die Dividenden steigen und die Proletarier fallen
– Rosa Luxemburg – Vertreterin der europäischen Arbeiterbewegung und des proletarischen Internationalismus – 1871 bis 1919
Die Arbeit der Proletarier hat durch die Ausdehnung der Maschinerie und die Teilung der Arbeit allen selbständigen Charakter und damit allen Reiz für den Arbeiter verloren
– Friedrich Engels – Deutscher Philosoph, Gesellschaftstheoretiker, Historiker, Journalist und kommunistischer Revolutionär – 1820 bis 1895
Zu jeder Zeit orientierten sich die meisten Menschen nach oben, in die nächsthöhere Klasse unserer klassenlosen Welt. Keiner sieht sich doch als das, was er ist: In den meisten Fällen als Teil der Masse, die funktionieren muss, kaufen muss, sich beschäftigen muss, sich hassen muss – denn sonst käme sie auf dumme Ideen, die Masse
– Sibylle Berg – Deutsch-schweizerische Schriftstellerin und Dramatikerin – geboren 1962