Das Wort „torlose Tor“ ist ein buddhistisches, paradoxes Rätsel.
Es entspricht der Lehre Buddhas, nachdem „nur der finden kann, der nicht mehr sucht“.
Um zu wissen, was wir suchen benötigen wir am Anfang einen Anhaltspunkt. Dieser ist die „Erleuchtung„, die das Grundthema des Buddhas darstellt. Der Buddha hat keine Anweisungen zum Erwachen aufgeschrieben, wohl auch, weil „Erleuchtung“ nicht erklärbar ist.
Über viele Jahre hat der Lehrer aller Lehrer meditierend auf der Suche nach der losgelösten Absolutheit verbracht, ohne diese vorher zu kennen. Er ist dabei gescheitert, hatte bereits aufgegeben.
Als er die Suche aufgab, nicht mehr glaubte etwas finden zu können, absichtslos wurde, völlig losgelassen hatte, erschöpft und abgezehrt am Ende war, da traf ihn das Erwachen, es kam zu ihm, als er leer war, ohne Wollen, ohne Müssen, ohne Konzept, ohne Vorstellungen, weil er in diesem Moment sich freigeben konnte, abgewendet von Ideen oder Konstrukten.
Wenn die Antworten auf alle Fragen von allein zu uns kommen gehen wir durch ein Tor, das man nicht mit Händen greifen kann, dass nie ein Tor war, aber sich vor uns geöffnet hat, ähnlich einem Portal aus einem Zeitreisefilm.
Die so häufig erwähnte Erleuchtung ist nichts anderes als das Verschwinden von unseren Illusionen, der winzige Moment, der uns die Wahrheit aller Dinge sehen lässt kein rauschendes Fest, nur der Eintritt in den Strom der Ichlosigkeit, der Beginn von Geborgenheit, ohne jeden Zweifel, ohne übliche Sorgen, das Erkennen das es niemals ein Tor gegeben hat.
Zu wissen wie die Dinge wirklich sind, das Verlassen des Nebels, der Moment der Erkenntnis, das lässt sich einfach nicht in Worte fassen, meine Erklärungen können nur auf dieses torlose Tor vorbereiten, man kann nicht finden, was nicht zu finden ist, denn es gibt dieses torlose Tor, und es gibt eben kein torloses Tor, in dem Moment wo es sich öffnet, da verschwindet es schon wieder.
Das torlose Tor als bildhafte Darstellung der Erleuchtung kann, vom Prinzip her, unsere Vorstellung als suchende Individuen erklären.
Die Meinungen, die wir von Erleuchtung haben sind im Nebel, ohne Kontur und Umriss, das torlose Tor kann uns helfen.
Zu schwere Kost?
Das „torlose Tor“ entstammt einer Sammlung von 48 klassischen Koans von Meister Wumen Huikai aus dem 13. Jahrhundert, wurde laut Wikipedia erstmals 1229 abgedruckt. Andere Übersetzungen lauten ‚„Die Schranke des Meisters Wumen„.
Hannibal ist vor den Toren!
– Cicero – Römischer Politiker, Anwalt, Schriftsteller und Philosoph – 106 bis 43 vor dem Jahr Null
Das Lichtmikroskop öffnete das erste Tor zum Mikrokosmos. Das Elektronenmikroskop öffnete das zweite Tor zum Mikrokosmos. Was werden wir finden wenn wir das dritte Tor öffnen?
– Ernst Ruska – Deutscher Elektrotechniker und Erfinder des Elektronenmikroskops – 1906 bis 1988
Euch öffnen sich des Glückes goldne Tore.
– Friedrich Schiller – Deutscher Dichter, Philosoph und Historiker – 1759 bis 1805