Von einem japanischen Chan (Zen)-Meister wird folgende Geschichte berichtet:
Auf seinen Reisen durch Asien besuchte der Lehrer die verschiedensten Klöster, Tempel und viele andere Meister des Chan (Zen). Er tauschte seine Erfahrungen, Ansichten und Gedanken, erlebte unglaubliche Momente, Eindrücke und Begebenheiten, über Jahre reiste er als einfacher Mann umher.
Sein Ruf in der Heimat war makellos, die Menschen warteten auf seine Rückkehr, sodass er dann von seinen Wanderungen berichten würde. Auch der japanische Kaiser hörte von den Geschichten über den reisenden Lehrer, je länger die Abwesenheit dauerte, desto größer wurde die Neugierde, man wollte wissen, was dem Meister auf seinen Erkundungen passiert war, wie die anderen Länder seien, welches Essen, welche Lehren, welche Ideale die Menschen dort vereinen.
Als der Chan-Meister dann wieder in Japan ankam, wollten alle mit ihm sprechen, auch der Kaiser. Der Meister erhielt die Bitte, sich am Hof des Regenten einzufinden, um das Interesse des Monarchen zu stillen, ihm als erstem von den Eindrücken zu berichten, die interessante Reise in allen Einzelheiten zu schildern, alle seine Gedanken zu erläutern. Es dürstete dem Kaiser nach den Abenteuern und dem neuen Wissen.
Der Chan-Meister verneigte sich in Ehrfurcht vor dem Herrscher und verharrte in tiefem Schweigen vor dem Thron, die Männer schauten sich an, musterten sich, jede Regung im Gesicht des anderen beachtend.
Da nahm der Meister eine kleine Flöte aus seiner Tasche, die ihn auf allen seinen Wegen begleitet hatte, mit der er so oft es ging, gespielt hatte die ihm lieb und wichtig war. Er setzte sie an den Mund und spielte EINEN EINZIGEN TON, setzte die Flöte wieder ab, schwieg erneut, die Männer starrten sich eine Weile an, der Meister packte die Flöte wieder in seine Tasche, verneigt sich, drehte sich um und ging.
Der Monarch war völlig erstaunt, sprachlos, was hatte das zu bedeuten, wollte der Meister ihn beleidigen, hatte er keinen Respekt, sollte er ihn zurückholen lassen? Der Kaiser tat aber nichts, verfiel ins Grübeln, dachte lange über das Treffen nach; immer wieder erschien das Gesicht des Meisters in seinen Gedanken, der Ton, das Geräusch der Flöte grub sich tief in sein Bewusstsein.
Es wird berichtet, dass der Kaiser den Vorfall niemals vergaß und im Alter selbst „Erleuchtung“ fand. Der Ton der Flöte soll ihm im Gedächtnis verblieben sein.
Heute haben ich das Geräusch meines Meisterstockes (ähnlich den Klangschalen) aufgenommen, den Ton, wenn die beiden Bambushälften in meiner Hand zusammentreffen!
Es gibt kein schöneres Geräusch als das Zähneknirschen eines Kumpels
– Groucho Marx – US-amerikanischer Schauspieler – 1890 bis 1977