Die fünf Fähigkeiten, um „Erleuchtung“ zu erlangen, sind: Vertrauen, Energie, Achtsamkeit, Sammlung und Weisheit
Diese Fähigkeiten (auch Kräfte genannt) entstammen ursprünglich aus dem „Pali-Kanon“.
Die erste erforderliche Fähigkeit zur „Erleuchtung“ ist das Vertrauen. Hier ist der Glaube an Buddha, in seine Lehre und in die Gemeinschaft, gemeint. Spätere Lehren sprechen vom „vertrauensvollen Herz“ gegenüber dem Lehrer aller Lehrer.
Meine Meinung hierzu ist, dass es absolut ausreicht, wenn man sich von Buddha und seiner Lehre angezogen fühlt. Die Essenz seiner Lehre ist die „Erleuchtung“. Wenn Sie in sich spüren, dass diese Philosophie vielleicht etwas für Sie wäre, dann reicht das am Anfang ihres Weges völlig aus. Der Rest ergibt sich zur rechten Zeit.
Die nächste, wichtige Kraft oder Fähigkeit auf dem Weg zur „Erleuchtung“ ist die Energie. Hier geht es um fundamentale Dynamik, um die Kraft des Menschen, die zur tiefen Einsicht in die universelle Realität befähigt, auch häufig „freudige Anstrengung“ genannt; man könnte auch sagen: „ohne Fleiss, kein Preis“! Wenn man es sich immer nur „gut gehen“ lassen will, dann bringt man sehr schwer die nötige Energie auf, um sich über die „Erleuchtung“ wirkliche Gedanken zu machen. Die eigene Energie kann man trainieren, je „fitter“ man ist, desto mehr Kraft hat der Körper. Hier zeigt sich das durchdachte System der Shaolin-Mönche, die sowohl den Körper wie auch den Geist schulen. In einem gesunden Körper wohnt (wahrscheinlich) ein gesunder Geist.
Die dritte wichtige Fähigkeit ist die „Achtsamkeit“. In meinen Augen ist ein achtsamer Lebensstil die absolute Grundlage einer mitfühlenden Existenz. Achtsam sein gegenüber sich selbst, dem eigenen Körper, den eigenen Gefühlen und Gemütszuständen; aber auch Achtsamkeit gegenüber den Mitmenschen, Tieren und Dingen zu üben, die uns auf dem Lebensweg begegnen. Besonders aber, achtsam zu sein gegenüber dem jeweiligen Moment, im „Hier“ und „Jetzt“ zu leben, nicht in der Vergangenheit, auch nicht in der Zukunft.
Das vierte wichtige Element nach den alten Lehrschriften stellt die Versenkung dar. Darunter versteht man die Sammlung, das Fixieren auf einen bestimmten Punkt, der abseits von diskursiven Gedanken liegt. Wenn man in einem Ding, einer Handlung oder Ausrichtung, völlig aufgeht, gesammelt und konzentriert „bei der Sache“ bleibt, dann ist man zwangsläufig in ihr versenkt. Gerade bei meditativen Übungen ist es häufig zu beobachten, dass der Praktizierende komplett versunken scheint. In verschiedenen Yoga-Stilen ist die Versenkung ein Kernelement. Die Unterscheidung zwischen Erkennendem, Erkenntnis und Erkanntem wird in der Versenkung hinfällig, Schwingungen des mentalen Bewusstseins kommen zu einem Halt, die Aufmerksamkeit wird von den Sinnen abgezogen. In der buddhistischen Meditation richtet man seine Aufmerksamkeit etwa auf den Atem, um sich in die Technik völlig zu versenken.
Zu guter Letzt ist die alles durchdringende Weisheit die letzte der Kräfte, die erforderlich sind, um zu einer Reise zur „Erleuchtung“ aufzubrechen. Bestandteile der Weisheit sind der Edle Achtfache Pfad, und die Vier edlen Wahrheiten, hier besonders die rechte Erkenntnis und die richtige Absicht.
Auf dem Pfad der rechten Erkenntnis ist man schon recht weit gekommen, wenn man einsieht, dass das Leben leidvoll ist. Es ist deshalb so schmerzlich, weil NICHTS Bestand hat, einfach alles in diesem Universum ist vergänglich. Wir wissen, dass wir NICHTS halten oder behalten können, dass wir einfach ALLES, was wir unser nennen, eines Tages wieder verlieren werden.
Wer das sieht, der ist ganz weit vorne, fortgeschritten in der Lehre Buddhas, einsichtig für die Härte der kosmischen Gesetze. ALLES ist einem ständigen Wandel unterworfen.
Es ist einfach weise, sich nicht gegen die Dinge und Phänomene im gesamten Kosmos aufzulehnen.
Aus der richtigen Absicht erwächst demjenigen Weisheit, der die Ursachen des Leids erkannt hat und diese Leidensgründe nun überwinden möchte (richtige Absicht als Teil der vier edlen Wahrheiten).
Ohne Wind können sich Segel nicht bewegen. Die „Erleuchtung“ braucht einen Anschub, unser wirkliches Bemühen, ein Fokussieren, ein Ernstnehmen, vorsichtige Behandlung, ein achtsames und gesammeltes Vorgehen, und ein kluges Herangehen an die Unternehmung. Bedächtige Planung für die Reise zur „Erleuchtung“ ist unerlässlich, am Anfang steht die Frage, ob ich diese Reise überhaupt „buchen“ möchte, und ja, auch die Frage, ob ich den Reisepreis bezahlen kann und will.
Alle wollen an den Strand, hinlaufen wollen die wenigsten!
Zur „Erleuchtung“ fährt (noch) keine Sesselbahn.
Das „Gute“, dieser Satz steht fest, ist stets das „Böse“, dass man läßt– Wilhelm Busch – Deutscher Dichter – 1832 bis 1908