Dienstag, Oktober 8, 2024
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Zeremonien

Ein fester Bestandteil meines neuen Lebens (als angehender Mönch) war seinerzeit der Besuch von buddhistischen Zeremonien im Shaolin Tempel.

Diese fanden immer entweder sehr früh statt, lange vor die Tempeltür für die Besuchermassen geöffnet wurde, oder nach dem Abendessen, wenn wieder Ruhe im Kloster eingezogen war.

Bei den Zeremonien wurde (und wird noch immer) gebetet, gesungen und meditiert. Nachdem ich zu dieser Zeit wenig Chinesisch verstand konnte ich mich kaum beteiligen, stand (meist verschlafen) neben meinem Meister, machte die Niederwerfungen mit wenn er sich niederwarf, murmelte die Teile der Gebete mit, die mir geläufig waren, ansonsten versuchte ich mich unauffällig zu verhalten.

Im Mittelpunkt einer buddhistischen Zeremonie steht der „Altar“. Ähnlich einem christlichen Aufbau stehen darauf Devotionalien, Figuren und Statuen des großen Lehrers und auch von Bodhidharma, aber auch Kerzen, Körbe mit Spenden oder Opfergaben, Behälter mit Räucherwerk, Blumen und Schmuck. Die große Trommel Yu (der Fisch) wird mit einem Schlegel bei den Gebeten zum Klingen gebracht (er wird auch als Signal zum Beginn und zum Ende der Meditation verwendet), ausserdem kommen manchmal auch Glocken und Instrumente zum Einsatz.

Die Mönche waren (und sind natürlich noch immer) in einem besonderen Ornat gekleidet, Shaolin tragen eine orangene Robe mit einem braunen Überwurf, der den rechten Arm und die Hand ausspart (hier geht es nach der Tradition darum, dass der Umhang so um den Leib gewickelt wird, dass die linke Schulter bedeckt ist und die rechte frei bleibt, was auf den Mönch Huihe zurückgehen soll, der sich den rechten Arm abschnitt, um besser das Wesen des Chan-(Zen)-Buddhismus zu verstehen). Der Abt trägt als Einziger einen Überwurf in rot und goldener Farbe, was ihn deutlich von den anderen Mönchen absetzt.

Bei Zeremonien sind heute kaum noch nicht ordinierte Personen anzutreffen, gelegentlich bekommen aber Gäste oder Filmteams die Gelegenheit, den spirituellen Handlungen beizuwohnen.

Im Allgemeinen gibt es buddhistische Zeremonien für Hochzeiten, für die sog. Zufluchtnahme, für den Eintritt ins Erwachsenenalter, für Haussegnungen, Bestattungen, Erinnerung an Verstorbene (Totenfeier), und natürlich für allerlei buddhistische Feste, wie etwa Buddhas Geburtstag.

Das Leben der sterblichen Wesen kommt und geht, das ist der Grundgedanke aller Zeremonien, bis die Erleuchtung erreicht wird soll der Buddha eben eine Zuflucht darstellen.

Wie auch in Europa sind Zeremonien im Buddhismus eine Anhäufung von Riten und Gebräuchen, die sich über Jahrtausende entwickelt haben, abhängig vom jeweiligen buddhistischen Land und dessen Sprache.

Zentrale These im Buddhismus war und ist, dass jeder Mensch die Erleuchtung erreichen kann.

Der Weg ist dabei das Ziel!

Wir wollen uns die sieben Glieder der Einsicht vergegenwärtigen, die hilfreich sind auf dem Wege unseres Bemühens

Buddha – Ehrenname des Siddharta Gautama – 560 bis 480 vor dem Jahr Null

Vor der Erleuchtung fegst du den Boden, nach der Erleuchtung nimmst du den Staubsauger

Yoga-Weisheit

Andere erkennen ist weise. Sich selbst erkennen ist Erleuchtung

Laotse – Legendärer chinesischer Philosoph – 6. Jahrhundert vor dem Jahr Null

Manches, was man für Erleuchtung hält, ist nur Verblendung

Netzfund

Die mich verleumden und die mich verspotten, mögen alle die Erleuchtung erlangen

Shantideva (Königssohn aus Südindien) – Mönch im Großkloster Nalanda – wahrscheinlich 7. bis 8. Jahrhundert nach dem Jahr Null

Erleuchtung kannst du nicht erlangen. Sie kommt zu dir, wenn du aufgehört hast zu suchen

Irina Rauthmann – Deutsche Aphoristikerin und Lyrikerin – geboren 1958

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