Donnerstag, April 18, 2024
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Italien

Gestern hat mich das Fernweh gepackt, ich setzte mich ins Auto und bin ins wunderschöne Italien gefahren, nach Caorle an der Adria, in der Nähe von Venedig.

Ein Sommerurlaub war mir leider dieses Jahr nicht möglich, die große Virus-Hysterie hat mich davon abgehalten. Auch mußte ich mich um meine kranke Mutter kümmern, sie hat sich vor zwei Monaten Oberschenkel und Hüfte kompliziert gebrochen. Sie ist über 80 Jahre alt, die Worte Buddhas wurden mir dabei deutlich vor Augen geführt, das Leben besteht aus Leiden; Alter, Krankheit (und eines Tages auch der Tod) kommen unweigerlich in jedes Haus.

An eine Reise war jedenfalls bis jetzt nicht zu denken.

Die Fahrt war entspannt (Achtsamkeit hilft auch beim Auto fahren), die Strassen waren ziemlich frei, ich bin gut durchgekommen.

Schon auf der Fahrt wurde ich allerdings sehr nachdenklich als ich sah, wie die Menschen im nördlichen Italien unter den momentanen Umständen leiden. An der Adria leben viele vom Tourismus, und Touristen sind gerade nur wenige zu sehen. Zwar ist jetzt keine Saison mehr, aber eine gar seltsame Stimmung hängt „in der Luft“. Viele Geschäfte sind geschlossen, komplett ausgeräumt und aufgegeben, die „noch“ geöffneten Läden haben kaum Kundschaft. Vor der Tür sieht man die Inhaber und Mitarbeiter „auf der Strasse“ stehen, ratlose Gesichter mit unsteten Blicken sehen sich besorgt „die Lage“ an.

Wenn ich mit den Menschen spreche, dann verstehe ich die Situation besser, kann ihre Sorgen und Nöte nachvollziehen, mich wenigstens teilweise in ihre Lage versetzen.

Heute konnte ich mich mit einem Gastwirt beim Abendessen austauschen, dem standen die Tränen im Gesicht. Er meinte, dass er das Restaurant von seinen Eltern vor vielen Jahren übernommen hat, die Großeltern den Gasthof einst aufbauten, er wahrscheinlich jetzt im Herbst/Winter schließen wird müssen. Er sprach von seinen Schuldgefühlen gegenüber seiner Familie; dass er derjenige sein wird, der das Haus schließen muss, belastet ihn sehr.

Der zauberhafte Blick auf die Adria kann mich nicht über die Atmosphäre hinwegtäuschen, die Beunruhigung der Leute ist fast „zu greifen“.

Nach Buddha ist das Leben nur ein Traum, alles ist nicht „real“. Die „gefühlte“ Realität überlagert aber zur Zeit das Sein; Ängste ziehen wie dunkle Wolken auf.

Was wäre, wenn wir uns aus diesem Kreislauf der Leiden herausziehen könnten? Wenn wir die Ängste einfach nicht mehr an uns heranlassen würden?

Einfacher gesagt wie getan, das ist klar.

Aber hat es schon jemals etwas gebracht, wenn wir uns Sorgen gemacht haben über Dinge, die wir sowieso nicht ändern konnten?

Nein, wohl eher nicht!

Was wäre falsch daran, all die Dinge „neutral“ zu betrachten, die wir nicht ändern können?

Buddha sagte: „Wenn du ein Problem hast, versuche es zu lösen. Kannst du es nicht lösen, dann mache kein Problem daraus.“

Ganz egal wie schlimm die Situation für jeden Einzelnen auch stehen mag, die Lösung von jedem Problem liegt in uns selbst.

Sorgen sich die Pflanzen auf Ihrem Balkon, ob sie auch morgen noch genug Wasser bekommen werden? Nein.

Sorgen sich die Tiere im Zoo, ob sie morgen gefüttert werden? Nein.

Sorgen sich die Vögel in ihrem Käfig, ob sie morgen noch zu fressen haben? Nein.

Sorgt sich Ihr Hund? Nein.

Nur der Mensch sorgt sich, er grübelt und macht sich Gedanken. Das Ego (der kleine Erzähler in Ihrem Kopf) macht den Homo Sapiens zu einem „höheren“ Lebewesen; die Fähigkeit, über Dinge nachdenken zu können, Nutzen und Aufwand dabei abzuwägen, das bringt viele Vorteile, aber auch Sorgen, Wünsche, Kummer und Leid.

Ändern an der Situation können wir meist nichts oder nur wenig, alles kommt sowieso genau so, wie es kommen muss; weshalb sich also so viele Gedanken um die verschiedenen „Ängste“ machen, um die Zukunft?

Carpe diem („Nutze den Tag“)

– Der lateinische Ausspruch „carpe diem“ geht auf Horaz zurück – Römischer Dichter – 65 bis 8 v. Chr.

Ein großer Teil der Sorgen besteht aus unbegründeter Furcht

– Jean Paul Sartre –  Französischer Philosoph – 1905 bis 1980

Von allen Sorgen, die ich mir machte, sind die meisten nicht eingetroffen

– Sven Hedin – Schwedischer Geograph – 1865 bis 1952

Du hast die Wahl. Du kannst dir Sorgen machen, bis du davon tot umfällst. Oder du kannst es vorziehen, das bisschen Ungewissheit zu genießen

– Norman Mailer – US-amerikanischer Schriftsteller – 1923 bis 2007

Es gibt drei Sorten von Menschen: solche, die sich zu Tode sorgen; solche, die sich zu Tode arbeiten; und solche, die sich zu Tode langweilen

– Winston Churchill – Britischer Staatsmann – 1874 bis 1965

Falls Gott die Welt geschaffen hat, war seine Hauptsorge sicher nicht, sie so zu machen, dass wir sie verstehen können

– Albert Einstein – Deutscher Physiker – 1879 bis 1955

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